Novartis hat für das zweite Quartal schwächere Ergebnisse vorgelegt. Umsatz und Gewinn gingen leicht zurück. Zudem senkt der Pharmakonzern die Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Ein tieferes Ergebnis wird nun nicht mehr ausgeschlossen.
Bislang hatte Novartis für das Gesamtjahr einen stabilen Gewinn in Aussicht gestellt. Nun heisst es, der um Sonderfaktoren bereinigte Betriebsgewinn werde unter Ausschluss von Wechselkursschwankungen auf Vorjahresniveau liegen oder «um einen niedrigen einstelligen Prozentsatz» zurückgehen.
Ein Grund für die schlechteren Aussichten ist, dass Novartis‘ Einnahmen mit dem Blockbuster Glivec, einem Leukämiemedikament, weiter sinken dürften. Das Präparat hat in den USA den Patentschutz verloren. Daher können nun billigere Generika das Original konkurrenzieren.
Eine solche Generikaversion von Glivec wurde in den USA in diesem Jahr am Markt eingeführt. Den Effekt des Konkurrenzpräparats bekam Novartis im zweiten Quartal erstmals während eines gesamten Quartals zu spüren. Es sorgte dafür, dass der Umsatz der gesamten Pharmasparte Innovative Medicines rückläufig war.
Da auch Novartis‘ kleinste Sparte, die Augenheilsparte Alcon, weniger verkaufte, sank der Umsatz des Gesamtkonzerns im zweiten Quartal um 2 Prozent auf 12,5 Milliarden Dollar. Die Generika- und Biosimilar-Division Sandoz konnte dies trotz höheren Verkäufen nicht wettmachen.
Höhere Investitionen
Der zweite Grund für Novartis‘ schlechtere Prognose sind geplante höhere Ausgaben. Chef Joseph Jimenez will in der zweiten Jahreshälfte signifikant mehr in die Markteinführung des Herzmedikaments Entresto investieren.
Entresto ist einer der Hoffnungsträger von Novartis. Dem Medikament wird Blockbuster-Potenzial attestiert. Jimenez sagte am Dienstag an einer Telefonkonferenz, Entresto sei neben dem Schuppenflechten-Medikament Cosentyx eine der beiden grossen Wachstumschancen von Novartis.
Damit Entresto Spitzenumsätze erzielen könne, müsse nun aber investiert werden. Mit den zusätzlichen Ausgaben soll in den USA das Bewusstsein für die Krankheit geschaffen und medizinische Fortbildung gewährleistet werden, wie es in der Mitteilung vom Dienstag heisst. Dies werde die Annahme von Entresto beschleunigen. Er sei überzeugt, dass sich diese Ausgaben auszahlen würden, sagte Jimenez.
Tieferer Gewinn
Die zusätzlichen Investitionen dürften das Betriebsergebnis im Gesamtjahr belasten. Bereits im zweiten Quartal drückten Ausgaben für die Markteinführung neuer Produkte das operative Ergebnis. Es sank um 8 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar. Der Reingewinn ging um 3 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar zurück. Jimenez sprach dennoch von einer «soliden Performance» im zweiten Quartal, vor allem angesichts der Glivec-Konkurrenz.
Auch an der Börse wurde das Quartalsergebnis eher positiv aufgenommen. Kurz nach Handelsbeginn notierte der Aktienkurs trotz der schwächeren Zahlen ganz leicht im Plus. Analysten hatten ein deutlich schlechteres Ergebnis befürchtet. Es mache ganz den Anschein, als ob Novartis den Fluch rund um eine Abfolge schwacher Quartalsergebnisse endlich brechen konnte, sagten von der Finanznachrichtenagentur AWP befragte Händler.