Der Schweizer Pharmakonzern Novartis hat die Produktion von Tuberkulose-Medikamenten in Pakistan eingestellt. Hintergrund ist ein Streit um den Verkaufspreis. Im Land mit der weltweit fünfthöchsten TB-Rate droht nun ein Engpass.
Novartis bestätigte den Produktionsstopp am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Der Pharmariese, der rund 30 Prozent des pakistanischen Markts für TB-Medikamente kontrolliert, erwägt laut einem Sprecher gar den kompletten Rückzug aus dem Geschäft.
Wie in vielen anderen Entwicklungsländern auch, setzt in Pakistan eine staatliche Behörde, die Drug Regulatory Authority of Pakistan (DRAP), die Preise für wichtige Medikamente fest.
Preiserhöhung um 30 Prozent gefordert
Novartis und andere Pharmakonzerne kritisieren, dass die Behörde die Preise in den vergangenen Jahren zu wenig stark angehoben hat. Sie verlangen eine durchschnittliche Erhöhung der Preise für regulierte Medikamente um 30 Prozent, damit deren Produktion genügend profitabel bleibt.
Zwar machten die Pharmakonzerne im Fall der TB-Medikamente jüngst von einer Härtefallklausel Gebrauch, die alle drei Jahre aufgerufen werden kann. Doch das DRAP erlaubte nur eine Preiserhöhung um 8 Prozent.
Ärzte befürchten Unterversorgung
Nach dem Produktionsstopp von Novartis gibt es aktuell nur noch drei Firmen, die in Pakistan TB-Medikamente herstellen. Dabei gäbe es insgesamt 18 Konzerne, die über die nötige Lizenz verfügen.
Ärzte und offizielle des Gesundheitswesen befürchten nun eine Unterversorgung der pakistanischen Bevölkerung mit TB-Medikamenten. Laut der Gesundheitsorganisation WHO gibt es in Pakistan bei einer Population von 190 Millionen jährlich eine halbe Million Tuberkulosepatienten.