Die Novartis-Tochter Alcon und der Internet-Riese Google wollen mit intelligenten Kontaktlinsen die Medizin weiterbringen. Dank Mini-Elektronik in Linsen sollen der Blutzucker von Diabetikern gemessen oder die Nähenanpassung des Auges unterstützt werden.
Es klingt wie Science Fiction, dürfte aber schon bald Realität werden. In Kontaktlinsen integrierte Sensoren sollen über den Tränenfilm des Auges den Blutzuckerspiegel von Diabetikern überwachen. Daten könnten dann drahtlos auf ein Mobilgerät übertragen werden. Für Diabetiker hätte dies den Vorteil, dass sie den Blutzucker nicht mehr über mehrfach tägliches Einstechen im Finger ermitteln müssten.
Bei der Zusammenarbeit sollen Erfahrung von Google bei der extremen Verkleinerung von Elektronikkomponenten und die Medizinaltechnik- und Pharmakenntnisse von Novartis zusammenfliessen. Die Novartis-Augenpflegedivision Alcon hat ein Lizenzvereinbarung mit Google abgeschlossen, wie die Pharma-Firma am Dienstag bekannt gab.
Umsetzung dürfte noch Jahre dauern
Das Interesse von Novartis zielt auch auf Technologien, die Menschen mit schwächerer Sehkraft helfen sollen. Bei Alterssichtigkeit etwa könnte die Mini-Elektronik helfen, die Fokussierung des Auges zu verbessern, eine Hilfe, die Menschen zugute kommen soll, die ohne Brille nicht mehr lesen können.
Eine Kontaktlinse oder eine ins Auge eingepflanzte Linse könnten laut Novartis die Fähigkeit, das Auge quasi scharf zu stellen, wiederherstellen.
Alcon erhält durch die Vereinbarung die Gelegenheit, die so genannte Smart-Lens-Technologie weiterzuentwickeln und zu vermarkten. Die Entwicklung der Technologie dürfte allerdings dauern: «Das wird nicht von einen Tag auf den anderen passieren», sagte Novartis-Chef Joe Jimenez der Nachrichtenagentur Reuters. «Es sind nicht Monate, wir reden vermutlich über Jahre.»
Über die klassische Krankheitskontrolle hinaus
«Unser Traum ist es, die neuesten Technologien in der Miniaturisierung der Elektronik zur Verbesserung der Lebensqualität für Millionen von Menschen zu nutzen», sagte Google-Mitbegründer Sergey Brin. Für Novartis-Chef Jimenez ist die Zusammenarbeit ein Weg, über die klassische Kontrolle von Krankheiten hinauszugehen.
Finanzielle Details werden nicht genannt. Die Transaktion stehe unter dem Vorbehalt kartellrechtlicher Genehmigungen, heisst es weiter. Wirtschaftlich interessant sind für Novartis und Google die Entwicklungen auch, weil hunderte von Millionen von Menschen von Diabetes oder schwachen Augen getroffen sind.
Andere Technologiekonzerne haben diese Wachstumsaussichten ebenfalls erkannt. Neben Google arbeiten auch Apple oder Samsung an medizintechnischen Applikationen zur Überwachung von Vitalfunktionen, die in sogenannten «Wearables» – Kleinstcomputern, die als Accessoire getragen werden – zum Einsatz kommen sollen.