Die Mordserie der deutschen NSU-Terroristen hätte nach Einschätzung eines parlamentarische Untersuchungsausschusses verhindert werden können. Die Ermittlungsbehörden hätten aber gravierende Fehler gemacht.
Hätten zehn Morde in Deutschland verhindert werden können? Ein Untersuchungsausschuss kommt zum Schluss: ja. Es habe Fehlleistungen bei der Fahndung nach den drei Hauptverdächtigen der Terrorzelle «Nationalsozialistischer Untergrund» gegeben – und dies in einem erschreckenden Ausmass, sagte die Vorsitzende des Untersuchungsausschusses des Landtags von Thüringen, Dorothea Marx, bei der Vorlage des Abschlussberichts in Erfurt.
Es liege der «Verdacht gezielter Sabotage oder des bewussten Hintertreibens des Auffindens der Flüchtigen» nahe, heisst es in dem Bericht zu den massiven Ermittlungspannen. Der Ausschuss wirft den Verfassungsschutzämtern ausserdem die «mittelbare Unterstützung» und «Begünstigung» rechtsextremer Strukturen vor.
Der NSU soll zehn Morde, 15 Raubüberfälle und zwei Bombenanschläge verübt haben. Die Mordopfer waren türkisch- und griechischstämmige Einwanderer sowie eine deutsche Polizistin.
Laut Bundesanwaltschaft bestand der NSU nur aus drei Personen: Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe, die aus der thüringischen Stadt Jena stammten. Anfang 1998 tauchten sie unter, nachdem in einer Garage in Jena eine Bombenwerkstatt entdeckt worden war.
Wenn die Ermittler bereits nach diesem Fund 1998 richtig gehandelt hätten, wäre «der weitere Verlauf» mit hoher Wahrscheinlichkeit anders gewesen, sagte Marx. «Das ist die schwere Schuld, die auf Thüringen lastet», fügte sie hinzu.
Völlig falsche Fährten
Polizei und Nachrichtendienste waren der Bande jahrelang nicht auf die Spur gekommen. Bei den Ermittlungen zu den damals so genannten «Döner-Morden» verfolgten sie völlig falsche Fährten.
Im November 2011 wurde Böhnhardt und Mundlos nach einem gescheiterten Banküberfall im thüringischen Eisenach in ihrem Wohnmobil tot aufgefunden.
Laut Ermittlern erschoss Mundlos erst Böhnhardt und dann sich selbst, als ihnen die Polizei auf den Fersen war. Zschäpe stellte sich wenige Tage später der Polizei. Sie steht seit Mai 2013 im Münchner NSU-Prozess als Hauptangeklagte vor Gericht und verweigert beharrlich die Aussage.