Die Filmindustrie leidet unter dem kostenlosen Herunterladen ihrer Werke. Die TagesWoche hat sich mit Giacun Caduff über die Zukunft der Branche unterhalten und die Auswirkungen der Piraterie auf junge Filmemacher wie ihn.
Giacun Caduff ist Regisseur, Produzent und Direktor vom Basler Gässli Film Festival. Den Durchbruch hat der 33-Jährige 2009 mit dem Spielfilm «Etienne!» geschafft, seither ist sein Name in der Szene ein Begriff. Sein Geld macht der in Gempen aufgewachsene Caduff aber nicht etwa mit Spielfilmen, sondern mit anderen Projekten. «Beim Film verdienst du gut», sagt Caduff, «aber nur während des Films – alles dazwischen ist Überleben.»
Sieben Jahre dauern im Schnitt die Vorbereitungen für einen Film, wer diese Zeit nicht in seinem Budget berücksichtigt, steht ohne Geld da. Viele junge Filmer verzichteten deshalb auf den eigenen Lohn.Und die Finanzierung wird immer schwieriger: «Die Filmbranche ist im Umbruch, niemand will zurzeit Geld in die Hand nehmen.»
Zwei Klicks sollten die Zukunft sein
Selbst grosse Filmhäuser kämpfen wegen der Piraterie mit finanziellen Schwierigkeiten, sagt Caduff. Er selbst lädt nie Filme herunter, hat dafür auch kein Verständnis. «Die Leute ignorieren den Wert der Arbeit dahinter.» Das Internet hat die Filmbranche vor die Frage gestellt: Wie monetarisieren wir in Zukunft unsere Filme? «Die richtige Antwort hat noch keiner gefunden», sagt Caduff. Alternative Finanzierungsmethoden gegenüber ist er skeptisch: Werbeeinnahmen via Youtube oder Crowdfunding können einen Beitrag leisten, aber einen ganzen Film damit zu finanzieren, sei nicht möglich.
Hoffnung gibt das aufkommende Video on Demand. In den USA gibt es auch Streaming-Plattformen, bei denen Nutzer einen monatliches Abo-Betrag bezahlen, im Gegenzug Zugriff auf einen ausgewählten Filmbestand erhalten. Solche Lösungen haben für Caduff Potenzial: «Zwei Klicks und du hast deinen Film, das ist die Zukunft.» Der Erfolg von iTunes zeige, dass die Leute durchaus bereit seien zu bezahlen. Unabhängig davon brauche es aber ein Durchgreifen bei Piraterie, sagt Caduff. «Nur ein Gesetz kann das Filmbusiness retten.»
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 24.08.12