Vor dem Bezirksgericht Zürich hätten sich am Dienstag zwei Türken wegen Mordversuchs verantworten müssen. Der mutmassliche Haupttäter hatte sich jedoch unmittelbar vor der Verhandlung das Leben genommen. Der zweite Beschuldigte wies alle Vorwürfe zurück.
Im Oktober 2010 hatten zwei maskierte Türken in einer Bar an der Langstrasse in Zürich eine Pokerrunde überfallen. Beide Männer trugen geladene Pistolen auf sich, wobei der ältere sogleich einen Schuss in die Decke abgab. Dann bedrohten sie die Opfer und verlangten von ihnen sämtliche Wertsachen.
Als ein Serbe auf den mutmasslichen Haupttäter losging, eskalierte die Situation. Der ältere der beiden Türken feuerte einen Schuss auf den Oberkörper seines Kontrahenten ab. Trotz der erheblichen Verletzung ging das Opfer kurz darauf erneut auf die Räuber los und wurde dabei von einem Schuss des jüngeren Türken getroffen.
Schliesslich konnten die weiteren Teilnehmer der Pokerrunde die beiden Räuber überwältigen. Zuvor hatte der Jüngere noch mehrere Schüsse abgegeben. Dabei verfehlte ein Schuss den Kopf des Barbetreibers nur knapp. Die Polizei konnte die beiden Räuber noch am Tatort festnehmen.
Selbstmord vor der Verhandlung
Die Staatsanwaltschaft erhob bereits im Februar Anklage wegen mehrfachen Mordversuches und verlangte hohe Strafen. Der Haupttäter sollte neben einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe zusätzlich verwahrt werden. Für den jüngeren Täter fordert die Anklage eine Freiheitsstrafe von 18 Jahren.
Vor Bezirksgericht Zürich fehlte zu Beginn des Prozesses der mutmassliche 57-jährige Haupttäter. Er hatte sich kurz vor der Verhandlung das Leben genommen, wie der Staatsanwalt bestätigte. Vor den Schranken des Gerichts stand deshalb am Dienstag nur der 31-jährige Pizzabäcker aus Volketswil.
Bei der Befragung gab dieser an, er sei vor wenigen Jahren in die Pokerszene abgerutscht. Seine Einnahmen als Pizzabäcker habe er danach für Kokain, Frauen und für das Glücksspiel ausgegeben.
Aus Angst teilgenommen
Was den Überfall an der Langstrasse anbelangt, beteuert der Türke seine Unschuld. Er sei von seinem älteren Landsmann gezwungen worden, am Raubüberfall teilzunehmen. Dieser habe ihm auch die Waffe gegeben und ihm wahrheitswidrig versichert, dass es nur eine Schreckschuss-Pistole sei.
Aus Angst habe er mitgemacht. Während des Überfalls sei er dann in Panik geraten. Er habe weder gezielt geschossen noch jemanden verletzen wollen, erklärte er. Die zweite Schussverletzung beim serbischen Opfer erklärte er sich mit einem Querschläger.
Der Prozess wird am Mittwoch mit den Plädoyers der Parteien fortgesetzt. Das Urteil soll am Donnerstag eröffnet werden.