Deutliche Worte von Bundesrat Ueli Maurer: „Heute will niemand mehr, der alle Tassen im Schrank hat, in die EU.“ Dieses Staatenbündnis habe stark an Glaubwürdigkeit verloren, sagte der VBS-Vorsteher in einem Interview in der Donnerstagausgabe der deutschen Wochenzeitung „DIE ZEIT“.
Europa habe seinen Höhepunkt bereits überschritten. Europa sei in einem so schlechten Zustand, „weil man glaubte, die Verantwortung nach oben abgeben zu können“. Dann aber sei am Schluss niemand mehr verantwortlich.
Wäre die Schweiz dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) beigetreten, ginge es dem Land wirtschaftlich viel schlechter, ist Maurer überzeugt. Heute könne es mit allen Handel treiben; mit dem EWR wäre die Schweiz eingeschränkt gewesen. „Der EWR hätte eine tiefe Depression im Land bewirkt.“
Mit dem bilateralen Kurs habe sich die Schweiz „für die Freiheit entschieden“. Er sei nicht grundsätzlich gegen den bilateralen Weg. „Aber überall dort, wo diese Verträge in unsere Autonomie eingreifen, stören sie mich.“
Die Schweiz als Zukunftsmodell
Auf die Frage, ob es die Schweiz in 50 Jahren noch gebe, sagte Maurer, die Schweiz sei „das Erfolgsmodell schlechthin“. „Wir sind die beste Volkswirtschaft der Welt. Die Leute bewundern unsere Demokratie, wir sind ein Land mit vielen Tugenden. Wir sind eigentlich das Zukunftsmodell.“ Die Mitverantwortung des Volkes, das sei die Zukunft.
Das Amt des Bundesrats übe er gerne aus, sagte Maurer weiter. „Ich habe den Job so gemacht, dass ich innerhalb einer Stunde aufhören kann.“ Das sei keine Koketterie, sagte Maurer auf einen entsprechenden Einwand des Interviewers.
„Ich mache das Amt als solches gerne. Aber an gewissen Formalitäten könnte man fast ersticken.“ Er sei ein geselliger Mensch, aber er sitze lieber mit Kollegen am Stammtisch mit Bier und Sandwich „als dass ich stundenlang in Fünf-Sterne-Hotels in steifer Atmosphäre so Häppchen essen muss“.