US-Präsident Barack Obama hat den Bombenanschlag beim Bostoner Marathon als Terrorakt bezeichnet. «Jedes Mal, wenn Bomben benutzt werden, um unschuldige Zivilisten zu treffen, ist das ein Akt des Terrors», sagte Obama am Dienstag in Washington.
Die Umstände der «abscheulichen und feigen» Tat seien aber noch unklar. «Was wir nicht wissen ist, wer diese Attacke verübt hat und warum – ob sie von einer ausländischen oder inländischen Terrororganisation geplant und ausgeführt wurde oder ob es die Tat eines bösartigen Einzelnen war», sagte Obama.
Der Präsident erklärte, die Ermittlungen stünden erst am Anfang. Alles andere sei «Spekulation». «Aber wir werden das herausfinden. Wir werden herausfinden, wer unseren Bürgern Schaden zugefügt hat. Und wir werden sie zur Rechenschaft ziehen», sagte Obama.
Keine Hinweise auf Al-Kaida
Die US-Behörden haben nach Informationen des Nachrichtensenders CNN bisher keine Hinweise darauf, dass das Terrornetzwerk Al-Kaida oder eine andere ausländische Gruppe hinter dem Anschlag von Boston steckt. CNN berief sich bei seinen Informationen auf eine namentlich nicht genannte Quelle im Verteidigungsministerium.
CNN zufolge steckten die Bomben in Dampfkochtöpfen, die wiederum in Rucksäcken verstaut gewesen seien. Der Sender bezog sich dabei auf Ermittlerkreise. Demnach wurden die Explosionen wahrscheinlich durch Zeitzünder ausgelöst.
Drei Todesopfer
Am Montag hatte Obama das Wort Terrorismus noch vermieden. Bei der Explosion von zwei Bomben beim Boston-Marathon waren am Montagnachmittag drei Menschen getötet worden, 176 wurden verletzt.
Der Zielbereich des Bostoner Marathonlaufs war am Montag um 14.50 Uhr Ortszeit binnen 12 Sekunden von zwei Detonationen erschüttert worden. Neben den beiden detonierten Bomben wurden nach Angaben der Behörden keine weiteren Sprengsätze gefunden. Es war der schwerste Bombenanschlag in den USA seit den Al-Kaida-Angriffen vom 11. September 2001.
Kurz nach den Explosionen schalteten die Behörden vorübergehend das Mobilfunknetz in Boston ab, um mögliche Fernzündungen weiterer Sprengsätze zu verhindern. Auch der Luftraum über der Stadt wurde zwischenzeitlich gesperrt. In anderen grösseren US-Städten wurden die Sicherheitsvorkehrungen ebenfalls verstärkt.
Burkhalter verurteilt Anschlag
Bundesrat Didier Burkhalter sprach im Namen des Bundesrates den Opfern der Bombenanschläge am Marathon von Boston und ihren Angehörigen sein Mitgefühl aus. Die Bombenanschläge seien mit grösster Entschlossenheit zu verurteilen, sagte er im Nationalrat.
Es handle sich um Gewaltakte, die Unschuldige träfen und in keinster Weise zu rechtfertigen seien. Die Anschläge würden eine entschlossene internationale Haltung gegen Terrorismus fordern.
Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in Bern teilte mit, es seien nach bisheriger Kenntnis keine Schweizer Opfer des Bombenanschlages in Boston bekannt.
Die Anschläge lösten in vielen Ländern Fassungslosigkeit und eine Welle der Solidarität mit den USA aus. Staats- und Regierungschefs, Vertreter von EU, von UNO und Kirche, aber auch viele Schauspieler, Sänger und Sportler äusserten sich bestürzt über die Explosionen.
Ältester jährlicher Marathon
Der Boston-Marathon gehört zu den populärsten Rennen an der amerikanischen Ostküste. Am ältesten jährlichen Marathon der Neuzeit, der seit 1897 ausgetragen wird, nahmen am Montag mehr als 20’000 Läuferinnen und Läufer teil. Hunderttausende Zuschauer säumten die Strassen.
Die Organisatoren von Grossveranstaltungen wie den Marathons in London und Berlin, der Leichtathletik-WM in Moskau oder den Olympischen Spielen 2016 in Rio kündigten eine Überprüfung ihrer Sicherheitskonzepte an. Sowohl in London als auch in Hamburg sind für kommenden Sonntag Marathonläufe angesetzt, die wie geplant stattfinden sollen.