US-Präsident Barack Obama hat die beiden Rivalen bei der afghanischen Präsidentschaftswahl zur Zurückhaltung aufgerufen. Nach Angaben des Weissen Hauses telefonierte Obama am Dienstag sowohl mit Aschraf Ghani wie auch mit Abdullah Abdullah.
Obama betonte nach Angaben des Weissen Hauses, es gebe keine Rechtfertigung, auf gewaltsame oder verfassungswidrige Mittel zurückzugreifen. Dies würde ein Ende der US-Hilfe für das Land bedeuten. Nach vorläufigen Ergebnissen aus Kabul hat Ghani die Stichwahl für sich entschied.
Der frühere Aussenminister Abdullah nannte das vorläufige Ergebnis der Präsidentenwahl ein «Ergebnis von Wahlbetrug». Abdullah sagte am Dienstag in Kabul vor Tausenden Anhängern: «Ich bin in beiden Wahlrunden der Gewinner der ehrlichen Stimmen des afghanischen Volkes.»
Die Wahlkommission in Kabul hatte am Montag bekanntgegeben, dass Ghani die Stichwahl Mitte Juni mit 56,4 Prozent vor Abdullah gewann, der auf 43,5 Prozent kam. Allerdings verwies die Kommission auf Unregelmässigkeiten und räumte Betrug ein; die Beschwerdekommission soll sich nun vor der Verkündung des offiziellen Endergebnisses mit den Klagen gegen die Wahl beschäftigen. Abdullah hatte die erste Wahlrunde am 5. April deutlich gewonnen.
Obama: Betrugsvorwürfe untersuchen
Obama betonte, die USA erwarteten, eine gründliche Überprüfung aller begründeten Betrugsvorwürfe. Alle Seiten sollten Schritte vermeiden, die die nationale Einheit Afghanistans gefährdeten.
Abdullah kündigte an, US-Aussenminister John Kerry werde am Freitag in Kabul erwartet, um bei der Lösung der Wahlkrise zu helfen. Kerry hatte am Montagabend vor einer «Parallelregierung» in Afghanistan gewarnt.
Ghani sagte am Dienstag, er stehe einer Überprüfung von Stimmen nicht im Wege. Er kündigte an, eine Regierung zu bilden, in der sich alle Afghanen wiederfänden. Ghani sagte, gehe davon aus, dass Abdullah keine Parallelregierung ausrufen werde.