US-Präsident Barack Obama hat seinem designierten Nachfolger Donald Trump am Donnerstag bei einem Treffen im Weissen Haus seine Unterstützung zugesagt. Seine Regierung werde ihr «Möglichstes» tun, um dem neu gewählten Staatschef zu helfen.
«Denn wenn Sie Erfolg haben, dann hat das Land Erfolg», sagte Obama zu Trump. Er habe ein «ausgezeichnetes Gespräch» mit Trump geführt, fügte er an.
Das Gespräch hätte 10-15 Minuten dauern sollen, daraus wurden aber anderthalb Stunden. Es hätte für seinen Geschmack noch länger dauern können, meinte Trump. «Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, das schliesst auch seinen Rat ein», sagte der republikanische Wahlsieger an die Adresse Obamas.
Bei dem 90-minütigen Treffen seien auch «schwierige» Themen angesprochen worden, fügte er an. Fragen wurden keine beantwortet. Obama gab seinem Nachfolger aber noch einen Rat im Umgang mit den Medien: «Beantwortet keine Fragen, wenn sie anfangen zu brüllen.»
Gegenseitige Vorwürfe
Der in Regierungsdingen unerfahrene Trump hatte Obama im Wahlkampf immer wieder attackiert. So weigerte er sich lange Zeit anzuerkennen, dass Obama in den USA geboren wurde.
Obama bezeichnete Trump seinerseits als «jämmerlich unvorbereitet» für das Präsidentenamt. Allerdings zeigte sich der designierte Präsident in seiner Siegesrede am Mittwoch versöhnlich und schlug einen deutlich gemässigteren Ton an.
Während Obama Trump empfing war auch eine Begegnung der Ehefrauen angesetzt. Die First Lady Michelle Obama wollte sich separat mit Melania Trump treffen. Auch Vizepräsident Joe Biden plante ein Gespräch mit seinem designierten Nachfolger Mike Pence im Weissen Haus. Die Vereidigung Trumps zum 45. US-Präsidenten ist auf den 20. Januar terminiert.
Spekulationen um Kabinettsbesetzung
Trump kommt nun die Aufgabe zu, Minister und andere hochrangige Mitarbeiter zu bestimmen. Dabei dürfte er Politiker und Berater auswählen, die ihm in den vergangenen Wochen selbst dann die Treue hielten, als seine Niederlage schon ausgemacht schien.
Der künftige Stabschef im Weissen Haus, ein Schlüsselposten, soll nach Medienberichten als erstes binnen zwei Wochen besetzt werden. Der Parteivorsitzende der Republikaner, Reince Priebus, sowie Trumps erster Wahlkampfmanager Corey Lewandowski sollen die besten Karten haben.
Als Aussenminister werden der glühende Trump-Unterstützer Newt Gingrich, Senator Bob Corker und der frühere UNO-Botschafter John Bolton gehandelt. Als Chefankläger und Justizminister werden zwei prominente Trump-Anhänger, der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, sowie der ehemalige New Yorker Stadtpräsident, Rudy Giuliani, genannt.
May und Netanjahu eingeladen
Schon Wochen vor der Amtsübergabe am 20. Januar werden auch bereits Beratungen zwischen Trump und wichtigen US-Verbündeten geplant. Der britische Finanzminister Philip Hammond kündigte an, Premierministerin Theresa May werde noch diese Woche mit dem designierten Staatsoberhaupt reden. Trump selbst hat nach israelischen Angaben bereits Regierungschef Benjamin Netanjahu eingeladen.
Der ungewisse aussenpolitische Kurs Trumps verunsicherte Politiker in Europa. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker forderte von Trump rasche Klarheit über dessen politischen Ziele.
Proteste in den Grossstädten
In den USA halten landesweite Proteste gegen Trump an. Tausende Menschen gingen in zahlreichen Städten auf die Strasse, um vor allem gegen Trumps Wahlkampfäusserungen gegen Einwanderer und Muslime Front zu machen. Sie skandierten «Not my President» («Nicht mein Präsident»), «Nein zu Trump» und «Nein zu rassistischen USA».