Obama stärkt Seoul im Konflikt mit Nordkorea den Rücken

US-Präsident Barack Obama hat Südkorea im Streit mit seinem nördlichen Nachbarn den Rücken gestärkt. Angesichts vermehrter Aktivität auf einer Atomanlage warnte Obama Nordkorea bei einem Besuch in Seoul am Freitag vor neuen Provokationen.

US-Präsident Barack Obama in Seoul (Bild: sda)

US-Präsident Barack Obama hat Südkorea im Streit mit seinem nördlichen Nachbarn den Rücken gestärkt. Angesichts vermehrter Aktivität auf einer Atomanlage warnte Obama Nordkorea bei einem Besuch in Seoul am Freitag vor neuen Provokationen.

«Drohungen werden Nordkorea nichts bringen als grössere Isolation»,sagte Obama nach Gesprächen mit Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye. Es sei möglicherweise Zeit, über Sanktionen gegen Nordkorea nachzudenken, «die mehr beissen».

Auch China beginne nun zu begreifen, dass Nordkorea «nicht nur ein Ärgernis, sondern ein bedeutendes Problem für seine eigene Sicherheit» ist. Bereits in Tokio hatte Obama China gedrängt, seinen Verbündeten unter Kontrolle zu bringen. Peking falle eine bedeutende Rolle dabei zu, die Spannungen zu entschärfen, sagte der US-Präsident.

«Schulter an Schulter»

Wie schon einen Tag zuvor in Japan sicherte Obama auch Südkorea die Bündnistreue der USA zu. «Die USA und Südkorea stehen Schulter an Schulter, sowohl angesichts der Provokationen Pjöngjangs, als auch was unsere Weigerung betrifft, Atomwaffen in Nordkorea zu akzeptierten», sagte er.

Das Atom- und Raketenprogramm Nordkoreas sei auch eine direkte Bedrohung für die USA. Einerseits haben die USA derzeit 28’500 Soldaten in Südkorea stationiert. Andererseits befürchtet Washington, dass Nordkorea bei technischen Fortschritten einen Nuklearsprengkopf auf Interkontinentalraketen montieren kann, der US-Festland erreichen könnte.

Tür zum Dialog offen

Dem Regime in Pjöngjang warf Obama eine rücksichtslose Aussenpolitik vor. Er sei wegen des Leidens der nordkoreanischen Bevölkerung sehr besorgt. Die Tür zu einem Dialog mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un sei zwar offen, es müsse dabei aber auch die Denuklearisierung des Landes auf den Tisch kommen.

Park warnte, dass ein neuer Nukleartest nicht nur striktere UNO-Sanktionen nach sich ziehen würde. Bei einem neuen Atomtest durch Nordkorea werde sich die Sicherheitslandschaft Nordostasiens grundlegend ändern. Die Sechs-Parteien-Gespräche über Nordkoreas Atomprogramm würden dadurch wirkungslos.

Neuer Test?

Nach Einschätzung Südkoreas könnte der Norden jederzeit seinen vierten Atomtest unternehmen. Bereits am Dienstag hatte das Verteidigungsministerium in Seoul gewarnt, der Norden könnte demnächst einen Atomtest vornehmen. «Unser Militär registriert derzeit viel Aktivität auf dem und rings um das Atomtestgelände Punggye Ri», sagte ein Ministeriumssprecher.

Auch Experten des in den USA ansässigen USA-Korea-Instituts vermeldeten am Freitag erhöhte Aktivitäten auf dem nordkoreanischen Gelände. Sie bezogen sich dabei auf zwei Tage alte Satellitenaufnahmen.

Es handle sich vermutlich um «Vorbereitungen für eine Detonation», erklärte das renommierte Institut der Johns Hopkins Universität in Baltimore auf seiner Website. Nordkorea selbst hatte Ende März nach der Verurteilung seiner Tests von zwei Mittelstreckenraketen durch den UNO-Sicherheitsrat mit einer «neuen Form eines Atomtests» gedroht.

Schüsse auf Boote

Pjöngjang hatte 2006, 2009 und 2013 eine Atombombe getestet; die internationale Gemeinschaft verhängte daraufhin mehrere Runden von Sanktionen. Die Gespräche zwischen Nordkorea, den USA, China, Südkorea, Russland und Japan sind schon seit Jahren eingefroren.

Unmittelbar vor der Ankunft Obamas feuerte die südkoreanische Marine Warnschüsse auf zwei Patrouillenboote Nordkoreas ab. Die Boote seien «eine Seemeile weit» in südkoreanische Hoheitsgewässer eingedrungen, verlautete aus dem Verteidigungsministerium in Seoul. Nach Abgabe der Warnschüsse seien die Boote wieder abgedreht.

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