In Guatemala ist erstmals eine Ex-Guerillero wegen eines Massakers an Zivilisten während des Bürgerkrieges verurteilt worden. Das Gericht in Chimaltenango befand Fermín Solano des Massenmordes und des Verbrechens gegen die Menschlichkeit für schuldig.
Es verhängte gegen ihn eine 90-jährige Gefängnisstrafe. Er war demnach verantwortlich für das Massaker an 22 Ureinwohnern im November 1988 in dem Dorf El Aguacate. Die Guerilleros warfen den dort lebenden Bauern vor, mit den Streitkräften des Landes zu kollaborieren.
Die Bevölkerung und die Angehörigen der Opfer hätten ein «Recht auf die Wahrheit», sagte der Richter Walter Jiménez bei der Verkündung des Urteils. Er berief sich in der Begründung seines Urteils auch auf die Aussagen dreier ehemaliger Befehlshaber der Guerilla.
Diese bezeugten, dass Solano, alias «Oberleutnant David», in El Aguacate eigenmächtig und ohne Zustimmung seiner Vorgesetzten gehandelt habe. Solano wurde im Mai 2013 in Guatemala-Stadt verhaftet; er hatte auf nicht schuldig plädiert und seine Freilassung verlangt.
Bei der Verkündung des Urteils waren Angehörige des Angeklagten zugegen, nicht aber der Opfer. Die Staatsanwaltschaft hatte in dem gut viermonatigen Verfahren zahlreiche Dokumente und Zeugenaussagen präsentiert und 690 Jahre Haft gefordert.
«Oberleutnant David» gehörte der Revolutionären Organisation des bewaffneten Volkes (Orpa) an, einer der vier damaligen Guerillagruppen. Während des jahrzehntelangen Bürgerkrieges in dem zentralamerikanischen Land wurden nach Angaben der Vereinten Nationen 200’000 Menschen getötet. Ein Bericht der UNO machte für 93 Prozent der begangenen Menschenrechtsverbrechen staatliche Kräfte verantwortlich, drei Prozent wurden der Guerilla zugeschrieben.