Klaus Schwab hat keine Zeit für einen Besuch im Iglu-Camp in Davos. Dafür ist die Occupy-Bewegung am Freitag zum Weltwirtschaftsforum (WEF) gekommen. Am Nachmittag verlangten Aktivisten Einlass ins Kongresszentrum. Am Abend mischten sie sich lautstark ins Open Forum ein.
Mit Zwischenrufen verlangten die Aktivistinnen und Aktivisten von den Panel-Teilnehmern, unter ihnen der britische Oppositionsführer Ed Miliband, von der Bühne herunterzukommen und mit dem Publikum auf Augenhöhe zu reden. Eine Diskussion war wegen der Einmischung für eine Weile nicht möglich.
Publikum entscheidet gegen Occupy
Moderator Larry Elliott von der britischen Zeitung „Guardian“ behielt das Heft in der bewegten Situation in der Hand. Er liess die Occupy-Leute lange gewähren, lehnte die Auflösung der Runde aber ab.
In der Abstimmung, die er spontan anberaumte, stimmte ihm die Mehrheit des Publikums zu. Nur Tomas Sedlacek von der tschechischen Charles Universität nahm die Einladung an und sass ins Publikum.
Die Situation klären konnte schliesslich Juan Somavia, Direktor der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. Er sei selber ein Leben lang ein Aktivist gewesen, sagte er. Er glaube daran, dass man kämpfen müsse um anständige Arbeit, aber dafür müsse man sich organisieren. Gegen etwas sein genüge nicht.
Einladung und Gegeneinladung
In die anschliessende Diskussion zum Thema „Kapitalismus neu gestalten“ brachten sich die Occupy-Aktivisten mit zahlreichen Redebeiträgen ein. Eine Gruppe von ihnen hatte das Iglu-Camp in Davos bereits am Nachmittag verlassen und war zum Registrierungsbüro des WEF gezogen. Dort verlangten sie Einlass für die 6,999 Milliarden Menschen, die nicht zum WEF eingeladen waren.
Sie bekamen immerhin Einladungen für zwei Personen und ein Gesprächsangebot von WEF-Gründer Schwab im Kongresszentrum. Die Vollversammlung habe aber beschlossen, die Einladung nicht anzunehmen, sagte Raffael Wüthrich von der Occupy-Mediengruppe auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Sie hätten jedoch Schwab zu einem Gespräch ins Iglu-Camp eingeladen.
Schwab seinerseits schlug die Einladung ebenfalls aus. Wegen der hohen Arbeitsbelastung könne er keinen Termin ausserhalb des Kongresszentrums wahrnehmen, sagte WEF-Sprecherin Michèle Mischler der sda. Schwabs Einladung gelte aber weiter.