Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre Wachstumsprognosen für die Welt gesenkt. Wie sie am Mittwoch mitteilte, dürfte die Weltwirtschaft in diesem Jahr um 2,9 Prozent und im kommenden Jahr um 3,2 Prozent wachsen.
Das sind je 0,1 Prozentpunkte weniger als noch im Juni angenommen. Besonders deutlich, nämlich von 1,8 auf 1,4 Prozent, wurden die Erwartungen für das laufende Jahr in den USA und im kommenden Jahr für Grossbritannien (von 2 auf 1 Prozent) gesenkt.
Die zweitgrösste Volkswirtschaft China sollte 2016 um 6,5 Prozent und 2017 um 6,2 Prozent wachsen. Diese Prognose hielt die OECD stabil. Für Japan prophezeien die Ökonomen ein weiterhin schwaches Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 0,6 im laufenden und 0,7 Prozent im kommenden Jahr voraus.
Reduzierter Ausblick für Eurozone
Das BIP des Euroraums soll im laufenden Jahr nur um 1,5 Prozent zulegen. Im Juni war die OECD von 1,6 Prozent ausgegangen. Für 2017 wurde die Prognose für den Euroraum um 0,3 Prozentpunkte auf 1,4 Prozent gesenkt.
Für Deutschland wurde hingegen die Wachstumsprognose für 2016 angehoben. Die grösste Volkswirtschaft im Währungsraum soll 1,8 Prozent zulegen und 2017 noch 1,5 Prozent.
Für die Schweiz gab es keine detaillierte Prognose. Im Juni sagte die OECD dem Land aber ein Wachstum von 1,2 Prozent für das laufende Jahr voraus. 2017 sollte sich das auf 1,7 Prozent beschleunigen.
Als Gefahren für die Erholung nach der Überwindung des Frankenschocks nannten die Experten neben der lahmenden Weltwirtschaft und möglichem Druck auf den Frankenkurs die Umsetzung der SVP-Zuwanderungsinitiative und den Immobilienmarkt mit der hohen Hypothekarverschuldung.
In der Falle
Unter dem Strich verharre die Weltwirtschaft weiter in einer «Falle von niedrigem Wachstum», hiess es in dem Bericht. Die OECD-Experten gehen davon aus, dass das Wachstum noch für einen längeren Zeitraum lahmen dürfte. Als Gründe nannten sie einen schwachen Welthandel, geringe Investitionen und eine schwache Produktivität und Lohnentwicklung.
Unter anderem dürfte ein schwächeres Wachstum in führenden Industriestaaten die Weltwirtschaft belasten. Zu den Belastungsfaktoren zählten die OECD-Experten auch die Folgen des Brexit-Votums in Grossbritannien. Dagegen sei in wichtigen Schwellenländern eine allmähliche Verbesserung der konjunkturellen Entwicklung zu beobachten.
Die niedrigen und oft schon negativen Zinsen sorgen laut OECD an den Finanzmärkten für Verzerrungen und für steigende Risiken. Die Experten appellierten an die Politik, mit Strukturreformen und einer veränderten Ausgaben- und Steuerpolitik für mehr Wachstum zu sorgen. Schwerpunkte könnten etwa mehr Geld für Infrastruktur, Arbeitsmarktprogramme, Bildung und Forschung sein.