Öl-Katastrophen können schwere Herzdefekte bei frisch geschlüpften Fischlarven auslösen. Zu diesem Schluss kommt ein US-Team, das die Auswirkungen der explodierten Plattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko auf die Entwicklung von Fischembryonen untersucht hatte.
Die Forscher um John Incardona vom Northwest Fisheries Science Center in Seattle verwendeten Öl, das direkt von der Wasseroberfläche in dem Gebiet und vom Leck der Ölplattform stammte. Sie präsentieren ihre Studie in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS).
Gefährlich seien für die Fische vor allem die im Öl enthaltenen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) – Substanzen, die auch in Abgasen enthalten sind oder beim Grillen und Rauchen entstehen.
Die Forscher analysierten, wie sich verschiedene PAK-Konzentrationen im Wasser auf die Entwicklung von Embryonen zweier Thunfischarten und einer Makrelenart auswirkte.
Das Ergebnis: Alle Fischarten wiesen nahezu identische Defekte auf – Mängel bei der Herzentwicklung der Embryonen, ein verlangsamter Herzschlag und Herzrhythmusstörungen, Herzfehler und Ödeme, ausgelöst durch die Wirkung des Öls.
Die meisten Defekte traten bei den Embryonen des Blauflossen-Thunfischs auf, einer Fischart, die auf der Roten Liste für bedrohte Tierarten steht.
Verkrümmte Flossen
Auch die Flossenentwicklung war beeinträchtigt: Viele Embryonen bildeten weniger Flossenstrahlen aus – ihre Flossen waren kleiner und auch verkrümmt. Dabei waren die PAK-Konzentrationen in der Studie oft noch geringer als die Messwerte der Wasserproben aus dem Golf von Mexiko.
Rund vier Millionen Barrel Öl (über 630 Millionen Liter) strömten von April bis Juli 2010 nach der Explosion der Deepwater Horizon ins Meer. Zur gleichen Zeit laichten dort Thunfische, Marline und Makrelen.
Über die Wasseroberfläche breitete sich das Öl bis in die Laichgründe aus, wo es wahrscheinlich eine ganze Generation von Larven der ökologisch und auch wirtschaftlich wertvollen Fische schädigte und tötete.