Portugal und Österreich, die Favoriten der Gruppe F, stehen derzeit lediglich auf den Rängen 3 und 4. Mit einem Sieg wollen dies beide korrigieren – Portugal gegen Ungarn, Österreich gegen Island.
Ein Fest hätte es werden sollen, der EM-Auftritt der Österreicher um ihren Zürcher Trainer Marcel Koller. Und ein Fest kann es ja noch immer werden. Alles hängt von einem einzigen Spiel ab; der Partie gegen Island, am Mittwochabend um 18.00 Uhr im Stade de France im Pariser Vorort Saint-Denis. Die Vorgabe ist unmissverständlich: siegen oder nach Hause fliegen.
Die «Kronen-Zeitung» bezeichnete David Alaba, den grossen Hoffnungsträger im Austria-Team, bereits als «Totalversager». Sowohl beim 0:2 zum Auftakt gegen Ungarn als auch beim 0:0 gegen Portugal, bei dem ihn Koller Mitte der zweiten Halbzeit vom Feld nahm, blieb Alaba weit unter seinen Möglichkeiten. Aber noch besteht die Hoffnung, dass der Kicker von Bayern München über seinen 24. Geburtstag, den er am Freitag begeht, im Turnier bleibt.
Dafür braucht es jetzt aber Tore. Diesbezüglich war bisher Fehlanzeige. Erst ein einziges Törchen überhaupt brachten die Österreicher in der EM-Historie zustande. Ivica Vastic erzielte es 2008 am Heim-Anlass gegen Polen … vom Penaltypunkt aus.
Die Abwehr der Isländer zu knacken, dürfte aber eine harte Nuss werden. Die Mannen von der Vulkan-Insel, erstmals an einer EM dabei, besassen in ihren ersten beiden Spielen zwar nur zu 33,5 Prozent den Ball, was dem tiefsten Wert aller Teams in Frankreich entsprach. Aber sie schirmten ihr Gehäuse vielbeinig ab. Und sie verfügten mit Hannes Halldorsson über einen Torhüter, der schon 14 erfolgreiche Paraden zeigte, so viele wie kein anderer Keeper in den ersten zwei Runden dieser EM.
Ihr Goalie ist auch sonst ein spezieller Typ. Bis vor zwei Jahren verdiente er sich sein Geld als Regisseur von Musikvideos und Werbefilmen. 2012 war er verantwortlich für den isländischen Beitrag am Eurovision Song Contest.
Aber auch bei Österreich stand der primär gefeierte Mann im Tor. Robert Almer rettete seinem Team das Unentschieden gegen Portugal. Ein Foto des grinsenden Goalies mit der Frage «Herr Almer, was halten sie von Cristiano Ronaldo?» und seiner Antwort «Alles!» fand in den sozialen Netzwerken rasch Verbreitung.
Hätte Ronaldo seinen Penalty im Spiel gegen Österreich nicht an den Pfosten gesetzt, wäre indes auch Almer seine gute Laune abhanden gekommen. So aber bleiben die Portugiesen vor dem Duell gegen die Ungarn in Lyon gefährdet. Aus bislang 50 Abschlussversuchen resultierte in Frankreich nur ein einziger Treffer. Deshalb droht gar das Out, wenn nach zwei Unentschieden eine Niederlage folgen sollte gegen Ungarn, die mit vier Punkten auf der sicheren Seite sind. Schon an der WM 2014 war nach der Vorrunde für Portugal unverhofft Schluss.
Gemäss dem Magazin «Forbes» soll Ronaldo rund 78 Millionen Euro an Gehältern, Prämien und Werbeeinnahmen verdienen. Würden alle 23 Kaderspieler der Ungarn ihr Jahreseinkommen zusammenlegen, kämen sie nicht einmal auf ein Viertel dieser Summe. Doch in der aktuellen Tabelle der Gruppe F liegen die Ungarn zwei Punkte vor den Portugiesen. Verrückte Welt.