Österreichischer Künstler Franz West gestorben

Der österreichische Künstler Franz West ist tot. Der Revolutionär und grosse Rätselhafte der Bildhauerei starb in der Nacht auf Donnerstag im Alter von 65 Jahren in einem Spital in Wien. West litt seit Jahren an einer Form der Hepatitis.

Ein Werk von Franz West an der Art Unlimited 2012 in Basel (Archiv) (Bild: sda)

Der österreichische Künstler Franz West ist tot. Der Revolutionär und grosse Rätselhafte der Bildhauerei starb in der Nacht auf Donnerstag im Alter von 65 Jahren in einem Spital in Wien. West litt seit Jahren an einer Form der Hepatitis.

Über viele Jahre war er einer der gefragtesten österreichischen Künstler. Der Wiener lotete mit oftmals grossformatigen Skulpturen das Spannungsfeld zwischen Prothese, Möbelstück und Kunstgegenstand aus. Nicht zuletzt hierfür wurde er im Vorjahr bei der Biennale Venedig mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Geboren wurde Franz West am 16. Februar 1947 in Wien. Nach einigen Schulbesuchen respektive -abbrüchen folgten Reisen, Gefängnisaufenthalte und nicht zuletzt prägende Freundschaften wie jene mit dem Schriftsteller Reinhard Priessnitz.

Nach dieser Zeit der autodidaktischen Studien studierte West von 1977 bis 1982 bei Bruno Gironcoli an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Seiner ersten Ausstellung 1970 in der Wiener Galerie Hamburger folgten unzählige wichtige Einzelausstellungen und Beteiligungen an Gruppenausstellungen auf der ganzen Welt.

Bedeutende Schau in Riehen

Zu den bedeutendsten Personalen zählten etwa jene im New Yorker Museum of Modern Art im Jahr 1997, in den Hamburger Deichtorhallen (2002), im Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK) im Jahr 2008 oder jene in der Fondation Beyeler in Riehen BS vor drei Jahren.

1974 entstanden die ersten „Passstücke“ (für den menschlichen Körper), tragbare Gebilde aus Pappmaché und Gips. Seine Auslotung der physischen, psychischen, kultischen und nicht zuletzt auch profanen Gebrauchsdimensionen der Skulptur trieb West mit seinen „Möbeln“ weiter voran.

Stühle und Liegen, die aus Eisen und Industrieschrott zusammengeschweisst wurden, luden an ausgewählten Orten zur Benützung und Betrachtung ein; etwa im Kunsthistorischen Museum in Wien, in Venedig und nicht zuletzt bei der documenta 9.

Beliebtes Sujet an der Art

In Debatten, ob seine Objekte nun Kunst oder Gebrauchskunst oder Nicht-Kunst sind, ob das Werk der ehrfürchtigen Kontemplation oder im stillen Kämmerchen der ungestörten Benutzung dienen sollte – in solche Diskussionen mischt sich Franz West nicht ein.

Beim Wiener „ImPulsTanz“-Festival 2011 liess er allerdings den Performer Ivo Dimchev seine Objekte tänzerisch bespielen – und zeigte Videos von dessen Handlungen auch bei Ausstellungen, um die Menschen damit zur Interaktion mit den Kunstwerken anzuregen.

Schliesslich hatte West auch eine didaktische Ader. Von 1992 bis 1994 übernahm er eine Professur an der Frankfurter Städelschule. Eines von West Werken – „Gekröse“ (2011), das an einem Darmtrakt erinnert – war ein beliebtes Fotosujet der Art Basel im Juni.

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