Der berühmte Gletschermann Ötzi verspeiste als letzte Mahlzeit Steinbockfleisch, obwohl sein Bogen unfertig und zum Jagen unbrauchbar war. Das Fleisch war wohl nicht frisch, sondern laut neuesten Forschungsergebnissen quasi steinzeitlicher Speck.
Mit Kollegen habe er die Nanostruktur des Steinbockfleisches aus dem Magen der Gletschermumie untersucht und mit jener von unterschiedlich zubereitetem Fleisch verglichen, sagte Albert Zink, der am Institut für Mumien und den Iceman der Europäischen Akademie (Eurac) in Bozen forscht, bei seinem Vortrag am Mittwochabend in Wien.
«Getrocknetes und rohes Fleisch behält seine Fasern, so wie wir sie in Ötzis Magen gefunden haben, während diese Strukturen beim Kochen oder Grillen verloren gehen», sagte er. Wahrscheinlich habe das spätere Opfer also getrocknetes Fleisch mit sich geführt, denn roh wäre jenes sehr schnell verdorben.
Eine Analyse der Fettstoffe in seinem Magen habe ausserdem ergeben, dass sie nicht von Käse oder anderen Milchprodukten stammen (wie von manchen Forschern spekuliert wurde), sondern fleischlichen Ursprungs sind. «Er hat wohl zuletzt sehr fettes, getrocknetes Fleisch gegessen, vielleicht eine Art Speck», meint Zink. Da Ötzi von der Südtiroler Seite aufgestiegen war, stammte jener höchstwahrscheinlich von dort.
Ötzi lebte vor rund 5300 Jahren und starb am Tisenjoch an der italienisch-österreichischen Grenze durch eine Pfeilspitze. Vor 25 Jahren wurden seine Überreste entdeckt. Die Gletschermumie ist seither Gegenstand reger Forschung, die fortlaufend Informationen zu seiner Herkunft, seinem Gesundheitszustand und seinem Tod rekonstruiert.