Die Ausgangslage für den WM-Kampf von heute auf der Normalschanze in Falun (Sd) präsentiert sich mit elf Saisonsiegern in 24 Springen völlig offen. Simon Ammann brachte sich wieder ins Gespräch.
Von den elf Sieganwärtern gemäss Papierform schien sich vor dem heutigen Springen ab 16.30 Uhr bloss einer aus dem Rennen genommen zu haben – Simon Ammann mit seinem Sturz am Dreikönigstag in Bischofshofen. Doch der Toggenburger, der bei seiner Ankunft in Falun noch auf Untertreibung gemacht hatte, präsentierte sich am Freitag auf der Schanze als Medaillenanwärter. Der Toggenburger tauchte nach auskurierter Hirnerschütterung und sechs Wochen Absenz just zu den Weltmeisterschaften wieder im Tross der Skispringer auf und schloss, gemessen an der Flugweite, gleich wieder zur Konkurrenz auf.
«Die Zielformulierung lasse ich offen, ich stehe nicht unter Druck», hatte der vierfache Olympiasieger und zweifache Weltmeister am Mittwoch noch gesagt. Ammann hatte den Eindruck hinterlassen, dass selbst er nicht ein Wunder erwartet, obwohl die Hoffnung zuletzt stirbt. Doch den letzten Schritt, den Ammann zum Medaillenkandidaten machen würde, hat der Routinier in Falun noch nicht getan. Insbesondere auf dem kleinen Bakken werden die Stilnoten ebenso den Ausschlag geben wie die gesprungenen Meter. Beim «Touchdown» hält der 33-Jährige schlechtere Karten in der Hand denn je. Mit der Telemark-Landung kommt er derzeit nicht klar, zumal er neu den rechten, stärkeren Fuss nach vorne stellen will. Doch Ammann dürfte am Samstag auch für dieses Problem eine Lösung finden.
Von den restlichen zehn Saisonsiegern schob sich ein Quintett in den Vordergrund: Fünf Saisonsiege machen Severin Freund zum grössten Hoffnungsträger für die Deutschen, der Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch (Pol) scheint nach einer Verletzungspause zu Saisonbeginn rechtzeitig wieder zu alter Stärke zurückgefunden zu haben, die Slowenen stellen mit dem Weltcup-Leader Peter Prevc einen Favoriten, und für Österreich gelten der Tournee-Triumphator Stefan Kraft sowie der ehemalige Seriensieger Gregor Schlierenzauer als heisser Medaillentipp. Der Titelverteidiger Anders Bardal (No) musste einen ähnlichen Weg gehen wie Ammann. Der Norweger brach sich Mitte Januar in Wisla (Pol) das Handgelenk und gibt nun in Falun sein Comeback. Bardals Sprünge waren ermutigend.