In einem Interview in der Freitagsausgabe der «bz Basel» erhebt der baselstädtische Polizeikommandant Gerhard Lips schwerwiegende und unhaltbare Vorwürfe gegen die TagesWoche. In einem offenen Brief verlangt die TagesWoche, dass Lips seine Anschuldigungen belegt oder sie zurücknimmt und sich öffentlich entschuldigt.
Sehr geehrter Herr Lips
In der bz vom Freitag ist zu lesen, dass Sie der TagesWoche vorwerfen, die Aufnahmen von der Favela-Räumung auf dem Messeplatz «gezielt vorbereitet» zu haben. Ich muss mich sehr wundern, dass Sie eine derart schwerwiegende Beschuldigung öffentlich erheben, ohne mich vorher mit diesem Vorhalt konfrontiert zu haben. Es wäre ein Leichtes gewesen, diesen ungerechtfertigten Vorwurf auszuräumen.
Es würde mich an dieser Stelle interessieren, was Sie unter «vorbereitet» verstehen. Der Zeitpunkt der Räumung liess sich durch die kontinuierliche Kommunikation Ihrer Behörde erahnen. Die TagesWoche hatte an besagtem Freitag mehrere Stunden vor der Räumung über die «Gegen-Favela» und das gesetzte Ultimatum berichtet. Es war aus journalistischer Sicht nichts als logisch, die weitere Entwicklung der Ereignisse im Auge zu behalten.
Unser Dienstredaktor fragte mich, ob er wohl das Dienstpult verlassen und einen Augenschein vor Ort nehmen soll. In Anbetracht der übrigen Nachrichtenlage sagte ich Ja. Dass gerade unser Bildchef verfügbar war, war reines Glück, denn der hat normalerweise am Freitagabend frei. Die beiden waren mehrere Stunden vor Ort, bevor sich die Räumung ereignete.
Nennen Sie das eine «gezielte Vorbereitung»? Oder unterstellen Sie uns, dass wir das Material manipuliert hätten, um die Polizei möglichst schlecht aussehen zu lassen? Auf jeden Fall insinuieren Sie, die TagesWoche habe sich mit einer Seite des dokumentierten Konflikts gemein gemacht. Ihre Anschuldigungen sind schwerwiegend und haltlos. Ich fordere Sie auf, Ihre Vorwürfe zu belegen. Was schwierig werden wird, weil sie nicht stimmen.
Wie unser Video entstanden ist, ist auf der Webseite der TagesWoche nachzulesen. Wir haben auch absolut keine Probleme damit, sämtliches Originalmaterial zur Verfügung zu stellen. Sie finden es unter diesem Link.
Ihr Vorwurf beschädigt die Reputation und die Glaubwürdigkeit der TagesWoche und unserer Mitarbeiter. Das ist nicht akzeptabel. Die Glaubwürdigkeit ist die wichtigste Währung und das höchste Gut jedes Mediums und jedes Journalisten.
Ich verlange, dass Sie Ihre Anschuldigungen zurücknehmen und sich öffentlich bei uns und den verantwortlichen Autoren entschuldigen. Im weiteren verlangen wir eine Richtigstellung Ihrer Aussagen in der bz. Ich erlaube mir, dieses Schreiben als offenen Brief im Redaktionsblog der TagesWoche zu publizieren. Gerne erwarte ich Ihre Reaktion. Für Rückfragen stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüssen
Dani Winter, Redaktionsleiter