Oh, Godzilla – ein Lobgesang auf die Army

800 Milliarden Dollar beträgt das US-Militärbudget. Dennoch beten die US-Soldaten im neuen Godzilla dass ‚God‘ ihnen helfen möge. Hat die Army ihr Budget in Hollywood-Filmen verpulvert? Der letzte Godzilla war ein Flop. Der vorletzte auch. Spielberg spricht schon von einem Melt-Down für die Blockbuster. Was wir längst geahnt haben, wird aber jetzt erst einmal geprüft. […]

800 Milliarden Dollar beträgt das US-Militärbudget. Dennoch beten die US-Soldaten im neuen Godzilla dass ‚God‘ ihnen helfen möge. Hat die Army ihr Budget in Hollywood-Filmen verpulvert?

Der letzte Godzilla war ein Flop. Der vorletzte auch. Spielberg spricht schon von einem Melt-Down für die Blockbuster. Was wir längst geahnt haben, wird aber jetzt erst einmal geprüft. Godzilla steht vor dem Kinostart. Damit kann wieder alles gut werden. Was hat er uns zu bieten?

Neu ist die Erkenntnis nicht: Mit der Nuklear-Energie hat man uns ein hübsches Ei gelegt: Früher oder später könnte da was schief gehen. Jetzt ist später. Schief geht aber erst einmal etwas ganz anderes. Auf den Philippinen, in einem Bergwerk, entpuppt sich ein Ei als Riesenvogel. Es rennt Richtung Meer und ist ab sofort eine Bedrohung.

Etwas später geht in Japan ein Atomkraftwerk hops. Da muss ein Erdbeben wohl wieder einmal ein Unheil angerichtet haben, das nicht menschengemacht war. Nachdem aber ein Ingenieur (in der Rolle des leicht skurrilen Wissenschaftlers: Bryan Cranston) ein ganz anderes Unheil vermutet, fängt es uns auch an zu interessieren, was es denn gewesen sein könnte. Da der Titel des Films Godzilla heisst, ist dann die Lösung doch nicht sonderlich überraschend: Godzilla.

Wer’s rasch glaubt, glaubt rasch dran

Schon jetzt strapaziert der Film das, was Science-Fiction-Fans auch in früheren Godzilla-Versionen schon mitbringen sollten: Viel Glauben. Daran, dass sich ein Monster von Nuklearstrahlung ernähren kann. Daran, dass Menschen auch weiterleben, wenn ihnen vier Atom-Reaktoren um die Ohren fliegen. Daran, dass Funktelefone auch ohne Netz funktionieren. Und daran, dass ein vorgeschichtliches Monstrum in zehnfacher Flugzeugträgergrösse jahrzehntelang irgendwo versteckt leben kann etc. Wer nicht glauben will, muss staunen.

Dran Glauben müssen dann erst einmal Teile des hervorragenden Schauspielpersonals. Juliette Binoche verdampft gleich als erste. Bryan Cranston erweist sich als etwas zäher. Er gibt wenigstens im ersten Drittel dem Film ein Gesicht. Die restlichen überlebenden Schauspielerinnen gehend bald in den Massen unter. 

Wenig Menschen, viel Menschenmaterial

Was soll’s. Gute Schauspieler stören bei den zwei Dritteln militärisch-halbwissenschaftlicher Optik ohnehin nur. Aaron Taylor-Johnson stört z.B. nicht. Er darf weiterhin den amerikanischen Soldaten mimen und auch mal ein Kind retten und irgendwie dabei sein, mitten unter einstürzenden Neubauten und betenden amerikanische Militärs, auch wenn er dabei etwas gelangweilt wirkt.

Ansonsten bietet der neue Godzilla bravourösen Science-Fiction-Thrill. Weite Teile des Film sind in nicht sonderlich neuartigem 3D gepixelt. Wobei die Handlung drei Dimensionen gar nicht bräuchte. Zwei reichten längst und waren immer noch eine zuviel: Das Böse ist die Natur. Die erledigt das andere Böse – auch Natur – gern selbst. So einfach ist das. Der Mensch ist halt doch nur ein Würstchen zwischen den Zähnen von natürlichen Monstern.

Endlich wird klar: Die Atom-Energie ist unsere Rettung

Während Roland Emmerich in seinen «Godzilla» von (1998) als Ursache immerhin noch eine von Menschen verursachte Atom-Plage einbaute, verrennt sich die 2014-Version von Gareth Edwards dann in Spekulationen, die sehr, sehr viel Gläubige dran glauben lässt: Endlich erfahren wir, warum all die Atomversuche auf tollen Atollen in den Sechzigerjahren gemacht wurden: Sie waren der Versuch der Guten, das Böse (Godzilla) zu sprengen. Endlich wissen wir auch das.

Wir erfahren aber noch mehr: Wenn schliesslich die von Japanern entfesselte Natur besiegt ist, so doch hinter symbolträchtigem Vordergrund. Im finalen Kampf der Monsterdrachen, machen zwei schmucke chinesische Drachen im Vordergrund deutlich, wo die Gefahr herkommt. Aus Asien.   

Ohne Gegengeschäft macht auch das US-Militär bei keinem Film mit

Was Edwards uns nicht verrät, ist, mit wie viel Dollar das amerikanische Militär die imposanten zwei Drittel des Films subventioniert hat, die dem Militär gewidmet sind. Bei 800 Milliarden Dollar Budget (US-Army) pro Jahr könnten 0,002 Prozent des Budgets schon reichen, um der Produktion von Godzilla (160 Mio Dollar) einen Gewinn einzubringen, ehe ein einziger Zuschauer dafür Geld ausgegeben hat. Godzilla ist ein spannendes Abenteuer. Noch abenteuerlicher könnten die Details des Budgets sein: Phil Strub ist zuständig für die Geldverteilung des US-Militärs an Hollywood Filme. Auskunft über Details sind von ihm nicht zu erhalten. 

Wer dem amerikanischen Militär aber erst mal kostenfrei zuschauen mag, hier ein paar Mitschnitte aus den restlichen 99,998 Prozent des US-Militär-Budgets. Nicht nur in Hollywood ist die US-Army tätig. Dort, wo sie keine Zeit hat, lässt sie dann doch  Hollywood ran.

Was nicht passt, wird passend gemacht: 

Von Hollywood und der Army weniger gern gesehen:

 

 

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