Olympus verschleierte über 1,6 Milliarden Franken an Verlusten

Der Bilanzbetrug beim japanischen Kamerahersteller Olympus ist noch grösser als anfangs angenommen. Nach Erkenntnissen einer vom Management berufenen unabhängigen Ermittlungskommission hat der Konzern Verluste von 134,8 Mrd. Yen (rund 1,6 Mrd Franken) verschleiert.

Das Logo von Olympus (Archiv) (Bild: sda)

Der Bilanzbetrug beim japanischen Kamerahersteller Olympus ist noch grösser als anfangs angenommen. Nach Erkenntnissen einer vom Management berufenen unabhängigen Ermittlungskommission hat der Konzern Verluste von 134,8 Mrd. Yen (rund 1,6 Mrd Franken) verschleiert.

Von den Behörden vermutete Verbindungen zur Mafia stellte das Expertengremium laut dem am Dienstag veröffentlichten Bericht allerdings nicht fest.

Olympus hatte Verluste aus Anlagegeschäften in den 90er Jahren mit Hilfe von überhöhten Zahlungen bei Übernahmen verschleiert, anstelle sie in der Bilanz zu verbuchen. Das Management musste den Bilanzbetrug einräumen, nachdem der gefeuerte Chef Michael Woodford Mitte Oktober mit seinen Vorwürfen an die Medien ging.

Der Brite will inzwischen eine Aktionärsfront organisieren, um an die Olympus-Spitze zurückzukehren. Er und einige Anteilseigener zweifeln an, dass die von der heutigen Führung eingesetzte Untersuchungskommission die Affäre lückenlos aufklären kann.

Geheimkonten

Drahtzieher des Betrugs seien der frühere Vize-Präsident Hisashi Mori und der frühere Rechnungsprüfer Hideo Yamada unter Führung der damaligen Präsidenten Masatoshi Kishimoto und Tsuyoshi Kikukawa gewesen, hiess es in dem Untersuchungsbericht. Nach Recherchen der japanischen Wirtschaftszeitung „Nikkei“ (Dienstagsausgabe) betrieb der Konzern zu diesem Zweck Geheimkonten.

Das vollständige Ausmass des Bilanzskandals war bislang unklar, offensichtlich war lediglich eine Dimension von mehreren hundert Millionen Euro. Olympus hatte unter anderem bei der Übernahme des britischen Medizintechnik-Spezialisten Gyrus die ungewöhnlich hohe Summe von fast 700 Mio. Dollar an einen angeblichen Finanzberater bezahlt – rund ein Drittel des Kaufpreises. Später musste Olympus zugeben, dass mit der vermeintlichen Beraterzahlung in Wirklichkeit nur ein Teil der früheren Verluste bereinigt wurde.

Der Bilanzskandal hat Olympus in eine tiefe Krise gestürzt. Die Aktie verlor bereits vor dem offiziellen Eingeständnis mehr als die Hälfte ihres Werts. Olympus droht die Verbannung von der Börse in Tokio, wenn bis Mitte Dezember nicht der Bericht für das Ende September abgeschlossene erste Geschäftshalbjahr nachgereicht wird.

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