SRG-Ombudsmann Achille Casanova hat alle Beanstandungen gegen die «Rundschau»-Berichterstattung über den Kampfjet Gripen abgewiesen. Die Sendung habe das Sachgerechtigkeitsgebot nicht verletzt. Nach der Ausstrahlung gingen bei der Ombudsstelle 110 Beschwerden ein.
Die ungewöhnlich grosse Anzahl an Eingaben sei einmalig und auf den Aufruf der «Informationsgruppe PRO-Kampfflugzeug» im Internet zurückzuführen, heisst es im Newsletter Inside SRG SSR. Dazu habe auch eine Anleitung zum Verfassen eines Protestschreibens gehört.
Vorwurf der Einseitigkeit
Der Gripen-Filmbericht der «Rundschau» sowie das anschliessende Interview mit Bundesrat Ueli Maurer hatten Mitte April hohe Wellen geworfen. Viele Zuschauer verschafften ihrem Ärger Luft, indem sie ein Mail an den SRG-Ombudsmann richteten.
In vielen Beanstandungen wurde der Bericht als «einseitig und als Propaganda gegen den Gripen» bezeichnet, wie es im Newsletter heisst. Den Vergleich mit der Luftwaffe anderer europäischer Länder betrachteten die Kritikerinnen und Kritiker als fragwürdig.
Zudem sahen einige Zuschauer den deutschen Rüstungsexperten als nicht neutral an. Dieser hatte die Beschaffung des Gripen als zu teuer und unnötig bezeichnet. Auch die Gesprächsführung von Moderator Sandro Brotz wurde als störend empfunden. Dieser sei gegenüber dem Verteidigungsminister arrogant und aggressiv aufgetreten.
Gespräch «heilt» Mängel des Films
Kritik am Filmbeitrag übte auch der SRG-Ombudsmann. So habe der Bericht «die hohen Anforderungen an die Ausgewogenheit, welche im Vorfeld einer Volksabstimmung verlangt werden», nicht erfüllt. Zudem seien wichtige Aspekte zugunsten des Gripen kaum berücksichtigt worden, heisst es in einer Antwort Casanovas an einen der Beschwerdeführer.
Die Einseitigkeit des Films sei aber durch das anschliessende neunminütige Gespräch mit Bundesrat Maurer «weitgehend geheilt» worden. Dabei habe Maurer seine Sicht ausführlich erläutern und den wichtigsten, im Film aufgeworfenen Kritikpunkten «umfassend widersprechen» können.
Die Fragen des Moderators waren laut Casanova zwar «manchmal unnötig provokativ» oder aber «einfach banal» – Brotz habe jedoch nie den verlangten Anstand verloren. Auch die «an sich problematischen Fragen» habe er transparent und offen gestellt.
Gesprächspartner Ueli Maurer habe die angebotene Möglichkeit geschickt genutzt, um für den Gripen zu plädieren. Ombudsmann Casanova gelangte deshalb zur Auffassung, dass das Publikum durchaus in der Lage war, «sich eine eigene Meinung zu bilden».