Eine Ölschwemme am Weltmarkt hat die Preise für den wichtigen Rohstoff seit 2014 gedrückt. Seitdem kämpfte das Opec-Kartell mit geringeren Einnahmen. Nach zähem Ringen wird nun eine Förderkürzung verkündet.
Das Ölkartell will im ersten Halbjahr 2017 1,2 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag weniger fördern. Das neue Limit soll bei 32,5 Millionen Barrel täglich liegen.
Der Schritt gilt zumindest als Lebenszeichen der ebenso mächtigen wie zerstrittenen Opec. Das Kartell, das aktuell ein Drittel des Öls der Welt fördert, musste nach Ansicht vieler Marktbeobachter endlich einschreiten – und sei es nur, um sein Gesicht als wichtigstes Öl-Gremium zu wahren.
Nicht-Opec-Staaten eingebunden
Für das Vorhaben versuchte die Opec, auch andere wichtige Förderländer und Nicht-Mitgliedstaaten wie Russland und Brasilien an Bord zu holen. Am Ende mit Erfolg: 600’000 Barrel sollen die Nicht-Opec-Staaten aus dem Markt nehmen – und Russland hat laut Al-Sada schon einen Produktionsrückgang von 300’000 Barrel zugesagt. Moskau leidet stark unter dem niedrigen Ölpreis und war zuvor an den intensiven Absprachen beteiligt.
Einen Grossteil der Förderkürzung wird Saudi-Arabien übernehmen. 486’000 von den 1,2 Millionen Barrel sollen von den Saudis weniger gefördert werden. Das Umschwenken hat jedoch Indonesien aus dem Kreis der Opec-Kollegen gedrängt: Das Land kann sich eine Kürzung als Netto-Importeur von Öl nicht leisten. Als Folge wird seine Opec-Mitgliedschaft bis auf weiteres ausgesetzt. Alle Schritte sollen beim nächsten regulären Treffen im Mai 2017 überdacht werden.
Wirkung noch unklar
Die am Mittwoch in Wien erzielte Einigung bedeutet die erste Kürzung der Ölproduktion seit 2008. Im Grundsatz war sich die Opec zwar bereits zuvor einig. Auf konkrete Massnahmen konnten sich die Förderländer aber erst jetzt verständigen.
«Dies ist ein grosser Schritt nach vorn und wir denken, dass es sich um eine historische Einigung handelt, die sicherlich helfen wird, den Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen und das Überangebot zu reduzieren», sagte der Ölminister aus Katar, Mohammed Bin Saleh Al-Sada, nach dem Treffen.
Noch vor der offiziellen Verkündung waren die Ölpreise um fast 9 Prozent angestiegen. Ob der Effekt der Massnahme mittelfristig anhält, ist jedoch noch nicht klar. Auf der anderen Seite gilt eine wirksame Kontrolle der Förderquoten als schwierig. Ausserdem dürfte nach der jüngsten Preisrally wohl wieder mehr US-Schieferöl auf den Weltmarkt drängen.
Widerstand des Iran
Im September hatte die Opec in Algerien schon eine prinzipielle Förderkürzung beschlossen. Doch besonders der Iran hatte sich gegen eine Drosselung gestellt. Das Land wollte nach dem Ende der Wirtschaftssanktionen sogar mehr Öl fördern.
Auch der Irak wollte von der Mengenreduzierung ausgenommen werden. Das Land argumentierte, dass die Einnahmen aus der Ölproduktion für den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gebraucht würden.
Durch ein Überangebot am Markt hatte sich der Ölpreis seit 2014 mehr als halbiert und lag vor dem Treffen bei etwa 47 Dollar pro Barrel. Neuer Zielwert sollen 55 Dollar pro Fass sein, hiess es aus den Delegationen.