GM macht mit der Sanierung der verlustreichen Tochter Opel ernst: Das wichtigste Modell Astra wird ab 2015 aus Kostengründen nicht mehr in Deutschland gebaut. Den Zuschlag für die Produktion bekamen die polnische Fabrik Gleiwitz (Gliwice) und das britische Werk Ellesmere Port.
Voraussetzung für den Bau des Astra in Ellesmere Port war, dass die dortigen 2100 Arbeitnehmer zu 94 Prozent Lohnkürzungen, mehr Zeitarbeitern und weiteren Auslagerungen zustimmen. Laut einem Gewerkschaftsvertreter drohte das Management für den Fall einer Ablehnung mit der Schliessung des Werks.
Für die Arbeiter im Stammwerk Rüsselsheim in der Nähe von Frankfurt, wo ebenfalls der Astra vom Band läuft, ist das eine bittere Pille: Dort werde die Produktion des Kompaktwagens nach dem Ende des jetzigen Modells im Jahre 2015 nicht fortgesetzt, teilte Opel am Donnerstag mit.
Bekenntnis zum Stammwerk
Ellesmere Port und Gleiwitz sollen dann im Dreischichtbetrieb voll ausgelastet sein und profitabel arbeiten. Opel will 300 Millionen Euro in die Werke investieren, um sie auf den neuesten technischen Stand zu bringen. In Ellesmere Port sollen dadurch rund 700 neue Stellen entstehen.
Trotz des Verlusts des Astra sei beabsichtigt, das Stammwerk in Rüsselsheim weiter voll auszulasten. Dazu werde Opel bald Gespräche mit den Arbeitnehmern aufnehmen. Offen ist, ob dafür Zugeständnisse der Belegschaft wie in Ellesmere Port nötig sind. Details wolle Opel derzeit noch nicht öffentlich diskutieren, sagte Firmensprecher Stefan Weinmann.
Opel will mit Einsparungen bis 2016 in die Gewinnzone kommen. Als Hersteller von Autos für den Massenmarkt leidet die Marke mit dem Blitz wie andere Volumenhersteller unter dem massiven Absatzrückgang in Südeuropa und kann ihre Werke kaum beschäftigten.
Längere Arbeitszeiten
Auf der Agenda des Managements stehen nach Angaben von Arbeitnehmern daher Forderungen nach einem Verzicht auf Lohnbestandteile und längere Arbeitszeiten. Zudem soll der Anteil der Leiharbeiter erhöht werden.
Bei den Tariferhöhungen, über die die Gewerkschaft IG Metall derzeit mit den Arbeitgebern in der deutschen Metall- und Elektroindustrie verhandelt, sollen die Opel-Arbeiter leer ausgehen.
Angesichts der Überkapazitäten wirft eine Vollauslastung der drei Werke die Frage auf, wie es mit der Fabrik in Bochum weitergeht, über deren Aus seit langem spekuliert wird. Dazu äusserte sich Opel nicht. Der Astra-Zuschlag für Grossbritannien und Polen könnte bedeuten, dass Rüsselsheim als Ausgleich die Produktion des Kompakt-Vans Zafira übernimmt. Ein Opel-Betriebsratschef dementierte dies jedoch.