Zwei Jahre nach dem Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch mit mehr als 1100 Toten haben Überlebende und Angehörige am Unglücksort an die Katastrophe erinnert. Rund 2000 Menschen kamen zu einer behelfsmässigen Gedenkstätte bei den Ruinen des Fabrikgebäudes.
Zum Zeichen der Solidarität hielten sie sich an den Händen. Einige hatten Fotos ihrer getöteten Angehörigen dabei. Viele der Überlebenden kamen auf Krücken. Sie weinten und legten Blumen nieder.
Neben dem Gedenken gab es am Freitag auch Proteste gegen die weiterhin schlechten Sicherheitsstandards sowie mangelnde Entschädigungszahlungen.
«Ich habe nur eine Million Taka (etwa 12’000 Franken) vom Fonds des Ministerpräsidenten bekommen, aber nichts aus dem Treuhandfonds, der zur Hilfe für die Opfer eingerichtet wurde», sagte Rehana Akhter, deren Bein amputiert werden musste. «Ich kann nicht mehr arbeiten, brauche teure Medikamente und habe eine Familie, um die ich mich kümmern muss», sagte die 24-Jährige der Nachrichtenagentur AFP.
Beim Einsturz des Rana-Plaza-Komplexes am 24. April 2013 waren 1138 Textilarbeiter ums Leben gekommen. Ermittlungen zufolge stürzte das Gebäude unter dem Gewicht illegal errichteter Stockwerke und schwerer Maschinen ein. Der Einsturz hatte weltweit für Empörung gesorgt und europäische und US-Hersteller unter Druck gesetzt.
«Wir hatten grosse Hoffnungen, dass der Einsturz ein Weckruf für die Regierung und die Einzelhändler sein würde», sagte Gewerkschaftsführer Taslim Akhter. Doch noch immer seien zahlreiche Fabriken unsicher, seit dem Unglück vor zwei Jahren habe es mehrere tödliche Fabrikbrände gegeben, Millionen Arbeiter hätten noch immer keine ausreichenden Arbeitsrechte.
2500 Textilfabriken des Landes wurden seit dem Einsturz von Rana-Plaza auf ihre Sicherheit hin untersucht. Laut dem internationalen Gewerkschaftsbund IndustriAll gilt aber noch immer keine Fabrik «als hundert Prozent sicher».