Oppositioneller Medien-Mogul Lebedew zieht sich aus Russland zurück

Der regierungskritische russische Wirtschaftsmagnat Alexander Lebedew zieht sich aus dem Land zurück. Der 53-Jährige kündigte an, seine Geschäfte in Russland aufzulösen, weil er Drohungen und Erpressungen des Inlandsgeheimdiensts ausgesetzt sei, denen er nicht länger standhalten könne.

Leidet unter Drohungen und Erpressungen des russischen Geheimdienstes: Medienmogul Alexander Lebedew (Archivbild) (Bild: sda)

Der regierungskritische russische Wirtschaftsmagnat Alexander Lebedew zieht sich aus dem Land zurück. Der 53-Jährige kündigte an, seine Geschäfte in Russland aufzulösen, weil er Drohungen und Erpressungen des Inlandsgeheimdiensts ausgesetzt sei, denen er nicht länger standhalten könne.

Lebedew hatte in der Vergangenheit prominente Oppositionelle unterstützt und sich selbst wiederholt kritisch geäussert. „Das war es, ich gebe auf, die Geheimdienste haben gewonnen“, sagte der Milliardär am Freitag der Nachrichtenagentur Interfax.

In seinem Internetblog schrieb er, der Geheimdienst FSB habe „in den vergangenen drei Jahren präzise und bewusst meine Geschäfte zerstört“. Er kapituliere vor dem Druck und der Hetze, die gegen ihn, „die Angestellten unserer Firmen und gegen meine Familie“ ausgeübt würden.

Mehrere Razzien

In den Filialen von Lebedews Bank hatte es in den vergangenen Jahren wiederholt Razzien gegeben. Dem russischen Internetportal gazeta.ru sagte Lebedew, Offiziere des Sicherheitsdiensts hätten ihm persönlich gesagt, dass die Angriffe auf seine Person von der Politik angeordnet worden seien.

Dem Radiosender Moskauer Echo sagte Lebedew, dass der Druck auf ihn seit der Rückkehr Wladimir Putins ins Präsidentenamt zugenommen habe. „Sie werfen mir vor, der Chefsponsor der Opposition zu sein, das ist lächerlich“, sagte Lebedew, dessen Vermögen das Magazin „Forbes“ auf 1,1 Milliarden Dollar schätzt, weiter.

Lebedew kann nach eigenen Angaben seine Unternehmen in Russland nicht verkaufen, sondern muss sie liquidieren. Der Verkauf eines Geschäfts im Wert von mehr als einer Million Dollar sei in Russland ohne das Wohlwollen der Geheimdienste nicht möglich, sagte Lebedew.

Unterstützung für Korruptionskritiker

Der ehemalige KGB-Offizier betreibt in Russland unter anderem eine Bank und ist zusammen mit dem ehemaligen Präsidenten Michail Gorbatschow Teilhaber der oppositionellen Zeitung „Nowaja Gaseta“. Lebedew, der fliessend Englisch spricht und stets etwas lässig gekleidet ist, gehören zudem die englischen Zeitungen „The Independent“ und „Evening Standard“.

In den vergangenen Monaten hatte Lebedew unter anderem den bekannten Blogger und Korruptionskritiker Alexej Nawalny unterstützt, der im Winter zu den Anführern der Proteste gegen den damaligen Ministerpräsidenten Putin zählte.

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