Bei Protesten gegen die sozialistische Regierung in Venezuela ist der Oppositionsführer Henrique Capriles verletzt worden. Er sei von einem Polizisten ins Gesicht geschlagen worden, sagte der Gouverneur des Bundesstaates Miranda am Montag.
Drei seiner Mitarbeiter wurden demnach von Gummigeschossen getroffen. Capriles ist einer der prominentesten Regierungsgegner in Venezuela. Vor knapp zwei Wochen hinderten ihn die Behörden an einer Reise in die USA, wo er dem Menschenrechtskommissariat der Vereinten Nationen über die jüngsten Gewalttaten bei den Protesten gegen die Regierung berichten wollte.
Zudem war ihm zuletzt das passive Wahlrecht entzogen worden. Für 15 Jahre darf er sich nun nicht um öffentliche Ämter bewerben. Capriles galt als aussichtsreicher Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2018.
Der oppositionelle Abgeordnete Carlos Paparoni erlitt am Montag eine Kopfverletzung, als er vom Strahl eines Wasserwerfers auf die Strasse geschleudert wurde. Insgesamt wurden bei den Protesten am Montag nach Angaben der Opposition 16 Menschen verletzt.
Weisse Fahnen zum Gedenken
In weissen Hemden und mit weissen Fahnen gedachten in der Hauptstadt Caracas zahlreiche Demonstranten der 60 Menschen, die bei den jüngsten Protesten gegen die Regierung ums Leben kamen. Die Polizei stoppte den Gedenkmarsch zum Sitz des Ombudsmanns und setzte Tränengas und Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein.
«Das ist kriminelles Verhalten», sagte der oppositionelle Abgeordnete Luis Florido. «Es war ein Überfall. Aber wir werden die Proteste fortsetzen und ausweiten, denn die Stunde des Wandels in Venezuela ist gekommen.»
Seit Anfang April gehen in Venezuela fast täglich Menschen auf die Strasse, um gegen eine Aushöhlung der Demokratie unter dem sozialistischen Staatschef Nicolás Maduro zu protestieren. Auslöser der Protestwelle war die zeitweise Entmachtung des Parlaments, das von Regierungsgegnern kontrolliert wird. Maduro wirft der Opposition vor, gemeinsam mit dem Ausland einen Sturz seiner Regierung zu planen.
Maduro will «nicht einknicken»
Maduro sagte, er werde vor den Demonstranten nicht einknicken. Die Opposition verweigere den Dialog, während er die Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung vorgeschlagen habe, sagte er am Montag.
«Entweder sie wählen der Weg des Friedens oder den Weg des Krieges, der Gewalt – bis zur Niederlage», sagte der Staatschef. Die US-Regierung habe der venezolanischen Opposition den Befehl erteilt, Venezuela zu «zerstören und niederzubrennen».
Venezuela leidet seit Jahren unter einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise, die sich zuletzt verschärft hat. Regierung und Opposition stehen sich unversöhnlich gegenüber. Aus Mangel an Devisen fehlt es im ölreichsten Land der Welt zudem an Lebensmitteln, Medikamenten und Dingen des täglichen Bedarfs.