Die Orang-Utans stehen in freier Wildbahn kurz vor der Ausrottung. Nun zeigt eine internationale Genstudie, an der Zürcher Forscher beteiligt waren, dass der Kollaps der Bestände wohl schon vor der jüngsten Abholzung der Regenwälder für Palmölplantagen begonnen hatte.
Einst schwangen sich hunderttausende Orang-Utans durch die Wälder der Inseln Borneo und Sumatra. Heute leben in stark zerstückelten Populationen noch 50’000 Individuen auf Borneo und 6600 auf Sumatra. Fest steht, dass die grossflächige Abholzung der Regenwälder für den Rückgang verantwortlich ist.
Doch wann der Kollaps genau stattfand, war bislang unklar. Nun haben portugiesische, britische und französische Forscher sowie das Team von Carel Van Schaik von der Universität Zürich eine umfassende Erbgutanalyse von 126 Individuen aus ganz Borneo gemacht. Sie fanden klare Anzeichen eines Kollapses der Bestände, wie sie im Fachblatt „PloS One“ berichten.
Die Datierung aufgrund von Genveränderungen ergab, dass dieser Kollaps auf Borneo mancherorts schon 200 bis 2000 Jahre zurückliegt – also schon vor der rasanten Ausbreitung von Palmölplantagen in den letzten 15 Jahren. Es gebe Hinweise darauf, dass der Schwund mit der Ankunft der Landwirtschaft auf Borneo zur vorindustriellen Zeit zusammenhängt, schreiben die Forscher.
Schutz absolut nötig
Klimatische Veränderungen und die Jagd durch indigene Völker seien am Rückgang indes kaum beteiligt gewesen, schreiben die Forscher. Die jüngste Abholzung habe die Orang-Utans mit grosser Wahrscheinlichkeit auch beeinträchtigt, allerdings seien Einflüsse neueren Datums auf die Genstruktur schwierig zu messen.
„Die Befunde unterstreichen, dass Schutzbemühungen wie Lebensraumerhalt oder die Eingrenzung der Jagd für die gesamte Spezies nötig sind“, schreiben die Forscher. Solche gebe es mancherorts bereits, zum Beispiel für die Orang-Utans in der Kinabatangan-Region im malaysischen Teil der Insel Borneo.