Orange Schweiz will in diesem Jahr 280 neue Antennenstandorte bauen. Damit wird die Flächenabdeckung um 5 bis 6 Prozent erhöht. Beim LTE-Standard will Orange den Marktführer Swisscom überholen.
Orange Schweiz hat grosse Pläne. Das Telekommunikationsunternehmen baut ihre Antennenstandorte in der gesamten Schweiz aus. Die Firma verfüge schon über Baubewilligungen für 300 neue Standorte und arbeite bereits an den Genehmigungen fürs nächste Jahr, stellte Konzernchef Johan Andsjö in einem Interview mit «Tages-Anzeiger» und «Der Bund» fest.
Der Chef von Orange Schweiz sieht für sein «kleines und fokussiertes» Unternehmen insbesondere beim schnellen Mobilfunkstandard LTE Vorteile. Man wolle den Marktführer Swisscom bei der Abdeckung mit dem Standard bis Ende Jahr überholen, bestätigte der 39-jährige CEO im Interview.
Weniger Standorte nötig
Orange habe gegenüber der Konkurrenz einen grossen Vorteil: Man brauche wesentlich weniger neue Standorte, da der Standard im Moment nur auf der Frequenz betrieben werden könne, auf der das Orange-Netz ohnehin basiere. «Wir müssen nur ein Software-Update machen und einen Teil des Spektrums umnutzen», sagte Andsjö. Für die nächsten fünf Jahre erwachse Orange damit einen Vorteil.
Als «strategischen Fehler» bezeichnet Andsjö ein Tarifmodell wie bei Swisscom und Sunrise, bei dem das Surftempo je nach Handy-Abo gedrosselt wird. Die Gefahr sei gross, dass die Qualität des Mobilfunknetzes leide, wenn mit unlimitierten Datenmengen gearbeitet werde. Wer bei Orange das Netz stark nutze, zahle entsprechend mehr. Dafür würden alle schnell surfen: «Bei der Swisscom surfen nur die Reichen schnell», sagt Andsjö.
Von Rumänien aus gesteuert
Seit Anfang Jahr wird das Orange-Netz vom globalen Steuerungszentrum von Ericsson in Rumänien aus gesteuert. Die bisherige Betreiberin Alcatel-Lucent habe den bestehenden Vertrag nicht verlängern wollen, sagte Andsjö.
Misstrauisch zeigte sich Andsjö im Interview gegenüber den Angeboten der chinesischen Huawei, mit der Swisscom und Sunrise zusammenarbeiten. «Obwohl die Chinesen technologisch top sind, fehlt ihnen das Verständnis für die europäische Kultur – für die menschliche Komponente des Geschäfts», so der Orange-Chef. Aus diesem Grund sei ihm das Risiko zu gross gewesen.