Bevor das seit Monaten stillstehende Atomkraftwerk Leibstadt AG wieder angefahren wird, soll Klarheit herrschen über die Ursache der Korrosionsschäden an der Anlage. Das fordern über ein Dutzend Schweizer und deutsche Organisationen.
Die Gruppe, zu der die SP Schweiz, die Grünen Schweiz und Greenpeace gehören, wandte sich am Samstag mit einem den Medien zugestellten Schreiben an den Bundesrat und an die Aufsichtsbehörde ENSI. Die Rostschäden an den Brennstäben würden von den AKW-Betreibern und den politischen Instanzen zwar ernst genommen, schreiben sie.
Doch eine wissenschaftliche Darstellung der Ursache der Schäden habe es bisher nicht gegeben. Die winzigen Korrosionsschäden könnten zu Lecks führen, die eine Kaskade von selbstbeschleunigenden chemischen und nuklearen Reaktionen auslösen könnten. «Eine grössere Havarie könnte im Kernkraftwerk entstehen.»
Offene Information verlangt
Die Organisationen wünschen sich offene, proaktive Information und sie plädieren dafür, dass in der Aufsichtsbehörde ENSI, dem ENSI-Rat und der Eidgenössischen Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) auch gegenüber Nuklearenergie kritische Fachleute Einsitz nehmen.
Bevor diese Anliegen erfüllt seien, dürfe Leibstadt nicht in Betrieb gehen, lautet die Forderung. Einen Verzicht auf das Wiederanfahren des AKW verlangt in einem Brief an das ENSI auch der Trinationale Atomschutzverband (TRAS). Die Gefahr einer «Black Box» sei zu gross. Unabhängige Fachleute sollten die Anlage unter die Lupe nehmen.
Das AKW Leibstadt ist seit Anfang August 2016 vom Netz. Nach der Jahresrevision konnte es nicht wieder in Betrieb genommen werden, weil bei den Brennstoffinspektionen Anzeichen für Oxidation an mehreren Hüllrohren der Brennelemente entdeckt worden waren.
Das ENSI hat inzwischen die Freigabe für die Kernbeladung des Reaktors erteilt, aber noch nicht für das Wiederanfahren. Die Vorbereitungen für das Hochfahren des Atomkraftwerks sind am Laufen, wie Anfang Februar bekannt wurde.
Resolution im Basler Grossen Rat
Eine Klärung der Probleme hatten in den vergangenen Tagen auch das deutsche Bundesland Baden-Württemberg und die Vorarlberger Landesregierung verlangt. Auch sie pochen darauf, vor dem Wiederanfahren der Anlage die technischen Probleme aufzuarbeiten.
Im Kantonsparlament von Basel-Stadt war eine Resolution zum AKW Leibstadt am Mittwoch ein Thema. Auch dieses Papier verlangte, vor der Inbetriebnahme die technischen Probleme zu klären. Es war mit 61 gegen 34 Stimmen unterstützt worden – damit war das für die Überweisung nötige Zweidrittelsmehr nicht erreicht.