Ornithologen suchen in der Schweiz nach einem verirrten Waldrapp. Der junge Vogel namens Shorty hatte auf dem Flug in den warmen Süden den Anschluss verloren und ist nun wieder auf dem Rückweg in den kalten Norden.
Das Finden von Shorty ist deshalb wichtig, weil der Waldrapp eine sehr gefährdete Zugvogelart ist. Es gebe weltweit weniger als 30 Exemplare, die das arttypische Zugverhalten zeigten, teilte das in Österreich ansässige Waldrappteam am Montag in einem vom Tierpark Goldau verbreiteten Communiqué mit.
Der Waldrapp ist ein Ibis und hat mit seinem roten, kahlen Kopf, seinem langen gebogenen Schnabel und seinen langen Nackenfedern ein markantes Aussehen. In Europa starb der Waldrapp vor 300 Jahren aus.
Wiederansiedlungen sind schwierig, weil die in Gefangenschaft aufgewachsenen Vögel nicht wissen, dass sie im Herbst ihr Brutgebiet verlassen und in den Süden fliegen müssen.
Menschliche Ersatzeltern
Die Lösung fand das Waldrappteam in einem Ultraleichtflugzeug. Die Jungvögel werden von menschlichen Ersatzeltern aufgezogen und folgen diesen, wenn sie mit dem Miniflugzeug in den Süden fliegen. Einigen Tieren konnte so das Zugverhalten beigebracht werden.
Die Route führte jeweils über die österreichischen Alpen. Im September wurde erstmals ein Waldrapp in St. Moritz GR gesichtet. Dieses Tier mit dem Namen Domino wurde im Oktober in der Toskana abgeschossen, konnte aber gerettet werden.
Auch in Collombey-Muraz VS wurde ein erwachsener Waldrapp gesichtet. Das Waldrappteam vermutet, dass es sich um Domino handelte. Am selben Ort tauchte der Jungvogel Shorty auf. Shorty habe dort offenbar den Anschluss verloren, schreibt das Waldrappteam.
Versuche, das Jungtier einzufangen, schlugen fehl. Seit einigen Tagen sei der Vogel offenbar auf dem Rückweg nach Bayern, schreibt das Waldrappteam. Er sei am 17. und 18. Dezember in Rossau-Mettmenstätten gesichtet worden.
Das Waldrappteam hofft nun, dank Hinweisen aus der Bevölkerung den Vogel wieder einfangen zu können. Bei einer so extrem seltenen Vogelart sei jedes Individuum wichtig, wird Johannes Fritz, der Leiters des Waldrappteams, in der Mitteilung zitiert.