Ostdeutsche Autorin Helga Königsdorf mit 75 Jahren gestorben

Mehr als 30 Jahre hat Helga Königsdorf gegen die Parkinson-Krankheit gekämpft – am Sonntag ist die ostdeutsche Schriftstellerin mit 75 Jahren in Berlin gestorben. Der Aufbau Verlag bestätigte am Montag eine entsprechende Meldung der «Leipziger Volkszeitung».

Litt an der Parkinson-Krankheit: Helga Königsdorf (Bild: dpa) (Bild: sda)

Mehr als 30 Jahre hat Helga Königsdorf gegen die Parkinson-Krankheit gekämpft – am Sonntag ist die ostdeutsche Schriftstellerin mit 75 Jahren in Berlin gestorben. Der Aufbau Verlag bestätigte am Montag eine entsprechende Meldung der «Leipziger Volkszeitung».

Ihr Leiden hatte Königsdorf mehrfach literarisch thematisiert, zuletzt 2002 in ihren Memoiren «Landschaft in wechselndem Licht». Am 13. Juli 1938 als Helga Bunke in Gera (im heutigen Bundesland Thüringen) geboren, hatte die Landwirts- und Unternehmertochter zunächst eine wissenschaftliche Karriere eingeschlagen.

Sie studierte Physik in Jena und Berlin, 1974 wurde sie an die Ost-Berliner Akademie der Wissenschaften als Professorin berufen und leitete dort unter anderem eine Abteilung für Wahrscheinlichkeitsrechnung und Mathematische Statistik.

Erst mit 40 veröffentlichte sie unter dem Namen Königsdorf ihren ersten Erzählband «Meine ungehörigen Träume». Wie Christa Wolf, Brigitte Reimann, Maxie Wander und Irmtraud Morgner gehörte Königsdorf in den 70er und 80er Jahren zu den Autorinnen, die sich kritisch mit der Lager der Frauen in der DDR auseinandersetzten.

«Leise Stimme der Vernunft»

Nach der Wende gab sie die Wissenschaft auf und widmete sich nur noch dem Schreiben. Es erschienen unter anderem die Romane «Im Schatten des Regenbogens» (1993) sowie «Die Entsorgung der Grossmutter» (1997). In Essaybänden beschäftige sich die Autorin mit der DDR-Vergangenheit sowie dem deutsch-deutschen Verhältnis.

Titel waren etwa «Adieu DDR. Protokolle eines Abschieds» (1990), «Aus dem Dilemma eine Chance machen» (1991) und «Über die unverzügliche Rettung der Welt» (1994).

Von der Literaturkritik wurde sie als «leise Stimme der Vernunft» gelobt, gelegentlich warf man ihr später im Umgang mit der DDR-Vergangenheit jedoch auch einen «sentimentalen Ton» vor.

Ironisch-hintergründiger Ton

Für Königsdorf hatte Literatur die Aufgabe, den «kleinen Menschen in sein Recht zu setzen». Dafür liess sich die Autorin, die den ironisch-hintergründigen Ton liebte, auch mal «altmodisch» nennen. Mehr und mehr lähmte die Krankheit ihre Energien.

Ein neues Buch traute sie sich schon 2002 nicht mehr zu. «Ich denke, ich schaffe es nicht mehr», sagte sie bei der Vorstellung ihrer Memoiren. 2005 kamen diese nochmals als Taschenbuch heraus. Inzwischen sind ihre Werke laut Verlag nicht mehr lieferbar.

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