Oswald Grübel kritisiert Weissgeldstrategie des Bundes

Der einstige Chef der beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse, Oswald Grübel, kanzelt die Weissgeldstrategie des Bundesrats als „unbrauchbar“ ab. Aus der Sicht Grübels wird der Finanzplatz Schweiz massiv an Bedeutung verlieren.

Ex-Bankmanager Oswald Grübel (Archiv) (Bild: sda)

Der einstige Chef der beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse, Oswald Grübel, kanzelt die Weissgeldstrategie des Bundesrats als „unbrauchbar“ ab. Aus der Sicht Grübels wird der Finanzplatz Schweiz massiv an Bedeutung verlieren.

Die Zinssätze würden als Folge der Weissgeldstrategie in etwa zehn Jahren „genauso hoch sein wie im Rest von Europa“; der Franken werde dannzumal an den Euro gebunden sein, und die Arbeitslosigkeit werde steigen, prophezeit Grübel in einem Interview in der Samstagsausgabe von „Tages-Anzeiger“ und „Bund“. „Es tut mir wirklich weh, was da passiert.“

Grübel findet deutliche Worte: „Diese Weissgeldstrategie ist unbrauchbar!“ Der administrative Aufwand für die Banken sei viel zu hoch. „Glauben Sie, der Kunde hat einen Stempel auf der Stirn, der zeigt, ob er Steuern bezahlt?“. Alleine die Eröffnung eines Kontos würde laut Grübel schon „10’000 Franken kosten“.

Angesprochen auf das ergänzte Steuerabkommen mit Deutschland sagte Grübel: „Wenn ich im Parlament wäre, würde ich dagegen stimmen.“ Aus Sicht des ehemaligen Top-Bankers verfolgt der Bund mit den bilateralen Abkommen eine falsche Strategie: „Die Schweiz gibt jedem Druck nach.“ Frankreich und Italien würden nun dieselben Forderungen stellen wie Deutschland.

Das tauglichere Mittel wäre für Grübel, wenn sich die Schweiz mit Luxemburg und Österreich, die keinen automatischen Informationsaustausch kennen, verbünden würde und sich dann alle gemeinsam mit der EU an einen Tisch setzen.

Die Zukunft zeichnet Grübel düster: „Wir werden als Finanzplatz unter Umständen global nichts mehr zu sagen haben.“ Einen Abbau von 20’000 Arbeitsplätzen halte er für „möglich“.

Kritik an UBS-Rettung

Für Grübel war die Beteiligung des Bundes an der UBS nach dem Platzen der US-Immobilienblase „unnötig“. Der Bund hatte der krisengeschüttelten Grossbank im Herbst 2008 mit einem Hilfspaket in Höhe von sechs Milliarden Franken unter die Arme greifen müssen.

Die Rettung habe „von der Psychologie her bei allen im Land etwas ausgelöst“, sagte Grübel. Schaue man in fünf bis zehn Jahren zurück, werde man sehen, dass dies der Auslöser für die rasante Veränderung des Finanzplatzes gewesen sei. „Seither hat Bern die Banken in der Hand und drängt auf einen Finanzplatz ohne Risiken.“

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