Im Osten der Ukraine dauert der Nervenkrieg um die entführten OSZE-Beobachter an. Seit Tagen werden zwei OSZE-Teams mit zusammen neun Mitgliedern vermisst. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) gibt sich aber optimistisch.
Die OSZE hatte am Wochenende zwar keine neuen Informationen zum Verbleib der verschwundenen Beobachter. Sie zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Beobachter wieder auf freien Fuss kommen.
Ein OSZE-Sprecher deutete am Sonntag vor Journalisten in Kiew an, dass es Verhandlungen über die Freilassung der beiden Gruppen mit insgesamt acht Beobachtern und einem ukrainischen Dolmetscher gebe.
Eine Gruppe von vier OSZE-Beobachtern – darunter ein Schweizer – wird seit Montag in der Region Donezk festgehalten, eine zweite Gruppe mit vier Beobachtern und einem Dolmetscher seit Donnerstag in der Region Lugansk. Dabei ist unklar, von welchen Separatisten sie entführt wurden. In den vergangenen Wochen hatten sich zahlreiche bewaffnete Gruppen gebildet.
Russland führt nach eigenen Angaben unterdessen ebenfalls Gespräche mit den Separatisten über eine Freilassung der OSZE-Beobachter.
Separatistenführer Wladimir Rogow hatte am Samstagnachmittag gesagt, die vier seit Montag festgehaltenen Männer aus der Schweiz, Dänemark, Estland und der Türkei stünden unter «Spionageverdacht».
Vereinzelte Gefechte
In der ostukrainischen Metropole Donezk beklagten die prorussischen Separatisten unterdessen weitere Verluste. Sechs Aufständische seien bei dem Versuch getötet worden, die Leichen toter Kameraden vom Donezker Flughafen zu bergen, sagte der Separatisten-Führer Denis Puschilin am Samstag.
Obwohl es in der Stadt zu keinen neuen Kämpfen kam, blieb die Lage am Flughafen angespannt. Die Regierungstruppen erklärten laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax, sie hätten zwei Angriffe der Aufständischen am Flughafen zurückgeschlagen.
Prorussische Demonstration in Donezk
Auf dem Lenin-Platz im Stadtzentrum von Donezk demonstrierten etwa 2000 Menschen mit russischen Fahnen und «Russland! Russland!»-Rufen für die selbst ernannte Volksrepublik Donezk. «Ich habe kein anderes Ziel, als den Donbass zu einem Teil Russlands zu machen», sagte deren Regierungschef Alexander Boroday mit Blick auf das Kohle- und Stahlrevier rund um die Millionenstadt.
Vor der Residenz des reichsten Mannes der Ukraine, des Oligarchen Rinat Achmetow, errichteten die Aufständischen ebenso neue Barrikaden wie vor dem Hauptquartier der schwer bewaffneten, prorussischen Wostok-Miliz.
NATO-Russland-Rat und Gas-Streit
Die NATO-Verteidigungsminister wollen am Montag über eine Aufstockung der westlichen Truppen in Polen beraten. Eine zeitweise Verstärkung des Multinationalen Korps Nordost in Stettin werde Thema bei dem Treffen in Brüssel sein, erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin.
Polen fühlt sich von Russland bedroht und hatte als Reaktion auf die Ukraine-Krise eine Verlegung von NATO-Truppen auf sein Territorium gefordert.
Auch die Verhandlungen im Gas-Streit zwischen Russland und der Ukraine gehen am Montag in Brüssel in eine neue Runde. Bis dann sollen 786 Millionen US-Dollar auf dem Konto des russischen Energiekonzerns Gazprom eingetroffen sein, deren Überweisung die Ukraine am Freitag angekündigt hatte. Russland hat weitere Gaslieferungen an die Ukraine von der Bezahlung der Altschulden in Milliardenhöhe abhängig gemacht.