Generationen von Kindern kennen den „Räuber Hotzenplotz“ und wuchsen auf mit Gestalten wie dem Zauberer Petrosilius Zwackelmann oder dem Wachtmeister Alois Dimpfelmoser. Heute jährt sich das Erscheinen des Kinderbuchs von Otfried Preussler zum 50. Mal.
Eigentlich habe er sich mit der klassischen Kasperlgeschichte 1962 nur von der Arbeit an seinem düsteren Buch „Krabat“ ablenken wollen, erinnert sich Preussler jetzt in einem Interview. Er habe sich gedacht: „Jetzt schreibst du mal Lustiges, etwas zum blossen Spass – sagen wir eine Kasperlgeschichte, in der alle Personen vorkommen, die zu einem richtigen Kasperlstück gehören.“
Den markanten Namen des Räubers lieh er sich bei der Stadt Osoblaha in Tschechien, die den deutschen Namen Hotzenplotz trägt. „Als ich mir die erste Geschichte vom Räuber Hotzenplotz ausdachte, habe ich natürlich nicht ahnen können, welchen ungewöhnlichen Anklang der Mann mit den sieben Messern beim verehrlichen Publikum finden würde“, sagte Preussler gegenüber seinem Verlag Thienemann.
Zu Fortsetzung genötigt
Der Erfolg war in der Tat gewaltig: Die drei „Hotzenplotz“-Bände verkauften sich weltweit mehr als 7,5 Millionen Mal und allein auf Deutsch über fünf Millionen Mal. Das erste Buch wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt, darunter Koreanisch, Litauisch, Russisch, Chinesisch und Afrikaans. Es erscheint zurzeit in der 64. Auflage.
Zu den Fortsetzungsbänden der „Hotzenplotz“-Geschichte wurde Preussler von seinen jungen Lesern quasi gezwungen. „Ich habe keineswegs die Absicht gehabt, dem ersten Kasperlbuch ein weiteres folgen zu lassen, was ich sogar beweisen kann“, sagte der inzwischen 88-jährige Autor: „Sonst hätte ich nämlich den grossen und bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann unter keinen Umständen bereits im ersten Band das Zeitliche segnen lassen.“
Sieben Jahre später, nachdem tausende Kinder ihn mit Anfragen, Bitten und detaillierten Vorschlägen für weitere Hotzenplotz-Bücher bestürmt hätten, habe er sich „wohl oder übel“ dazu entschliessen müssen, einen zweiten Hotzenplotz-Band zu schreiben.
Keine Handlungsfäden offen lassen
Nach Preussler eigenen Worten unterlief ihm auch beim Schreiben des zweiten Bandes „Neues vom Räuber Hotzenplotz“ (1969) ein folgenschwerer Fehler: Er versäumte es, den in ein Krokodil verzauberten Dackel Wasti am Ende wieder zurückzuverwandeln.
„Die Folge davon? Eine neuerliche Flut von Briefen und Postkarten“, erinnert sich der Schriftsteller: „Diesmal hat es bloss noch vier Jahre gedauert, bis ich mürbe gewesen bin.“ Bei „Hotzenplotz 3“ sei er jedoch peinlichst darauf bedacht gewesen, am Ende des Buches nur ja keinen offen gebliebenen Handlungsfaden zu übersehen.