Agrarland von fast der sechsfachen Fläche Deutschlands ist nach Angaben der Hilfsorganisation Oxfam in den vergangenen zehn Jahren weltweit an häufig ausländische Investoren verkauft oder verpachtet worden. Dies Erträge dieser Flächen gehen häufig in den Export.
Am Donnerstag stellte Oxfam ihren Bericht zum sogenannten Landgrabbing vor. Darin heisst es, mehr als 60 Prozent der Landgeschäfte würden in Entwicklungsländern abgewickelt, die bereits schwer von Hunger betroffen seien.
Auf dem von Landverkäufen betroffenen Agrarland könnte laut dem Bericht „Unser Land, unser Leben“ bei einem Anbau von Lebensmitteln durch die einheimische Landbevölkerung genug Nahrung für eine Milliarde Menschen produziert werden – das entspricht der Zahl der Hungernden weltweit.
Land für Biotreibstoffe und Export
Von ausländischen Investoren erworbenes Land diene aber fast nie der Versorgung der einheimischen Bevölkerung: Auf zwei Dritteln der Agrarflächen sollten Kulturen wie Soja und Zuckerrohr angebaut werden, die für die Herstellung von Biotreibstoffen verwendet werden. 60 Prozent der Investoren planten einen Export der Ernten.
„Immer mehr Menschen werden vertrieben, oft mit Gewalt, ohne vorherige Konsultation oder Entschädigung“, erklärte Oxfam-Agrarexpertin Marita Wiggerthale. „Der weltweite Ausverkauf von Land führt zu Hunger, Gewalt und zu einem Leben in Armut.“
Lohnendes Geschäft
Angetrieben wird das Landgrabbing laut Oxfam durch die steigenden Preise für Agrarprodukte: So habe sich die Zahl der Transaktionen während der durch Rekordpreise ausgelösten Nahrungsmittelkrise 2008 und 2009 verdreifacht.
Im westafrikanischen Liberia seien binnen fünf Jahren mehr als 30 Prozent des Staatsgebiets an Investoren gegangen, heisst es in dem Oxfam-Bericht. In Kambodscha seien Schätzungen zufolge inzwischen bis zu 63 Prozent des Agrarlands in der Hand von Privatinvestoren.
Insgesamt wurden zwischen 2000 und 2010 nach Angaben der Nichtregierungsorganisation International Land Coalition weltweit 203 Millionen Hektar Ackerland verkauft oder verpachtet, davon 106 Millionen Hektar an ausländische Investoren.