Aus Protest gegen den NATO-Luftangriff auf pakistanische Militärposten will Pakistan die Afghanistan-Konferenz boykottieren. Das pakistanische Kabinett habe bei einer Sondersitzung beschlossen, nicht an dem Treffen am kommenden Montag teilzunehmen, sagte ein Vertreter der pakistanischen Regierung am Dienstag.
Bei der Konferenz in Bonn soll es um die Zukunft Afghanistans nach dem Abzug der NATO-Kampftruppen im Jahr 2014 gehen. Ohne die Unterstützung des benachbarten Pakistans gilt es als sehr schwierig, Frieden und Stabilität in Afghanistan zu erreichen.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sagte, die deutsche Regierung sei über die Absage „betrübt“. Deutschland werde sich bemühen, Pakistan zu überzeugen, diese Entscheidung zu überdenken.
Ein Sprecher des deutschen Aussenministeriums erklärte, bisher sei offiziell noch keine Absage Pakistans übermittelt worden. Als Gastgeber der Afghanistan-Konferenz werde Deutschland nichts unversucht lassen, Pakistan in die Bemühungen um eine Stabilisierung der Region einzubinden.
Vorfall wird untersucht
Islamabad wirft der NATO vor, am Samstag bei einem Luftangriff insgesamt 24 pakistanische Soldaten im Grenzgebiet zu Afghanistan getötet zu haben. Seit Beginn des internationalen Militäreinsatzes in Afghanistan vor rund zehn Jahren starben in Pakistan noch nie mehr Menschen bei vergleichbaren Vorfällen mit NATO-Beteiligung.
Pakistans Regierung verurteilte die Attacke und kündigte eine Überprüfung ihrer Zusammenarbeit mit der NATO und den USA an. Wichtige Nachschublieferungen aus Pakistan an die NATO-geführten ISAF-Truppen in Afghanistan wurden ausgesetzt.
Neben der NATO wird auch das US-Zentralkommando Centcom den Zwischenfall untersuchen. Die Militäraktion werde unter Leitung eines US-Generals aufgearbeitet werden, heisst es in einer im Internet veröffentlichten Centcom-Mitteilung. Der Untersuchungsbericht soll bis zum 23. Dezember vorliegen.