Nach dem Massaker der Taliban in einer Schule hat Pakistan um die 148 meist jugendlichen Opfer getrauert. Die Regierung beschloss zudem am Mittwoch, die Todesstrafe künftig wieder zu vollstrecken.
Zu Beginn einer dreitägigen Trauerzeit am Mittwoch wurde in vielen Schulen für die getöteten Schüler und Lehrer gebetet. Der Angriff der radikal-islamischen Rebellenbewegung Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) auf die vom Militär betriebene Schule im nordwestlichen Peshawar löste im Land Empörung und Abscheu aus und wurde international scharf verurteilt.
Die Taliban präsentierten es als Vergeltungsakt für eine Armeeoffensive in den Stammesgebieten, bei der seit dem Sommer hunderte Rebellen getötet wurden.
Die sechs Angreifer waren systematisch durch die Klassenzimmer gegangen und hatten Lehrer und Schüler erschossen, bevor sie schliesslich von Soldaten getötet wurden. Die Attentäter setzten auch Sprengsätze ein.
Schulen bleiben geschlossen
Über Nacht erhöhte sich die Opferzahl des Angriffs von 141 auf 148, die allermeisten Schüler, wie ein Armeesprecher mitteilte. In der gesamten Provinz Khyber-Pakhtunkhwa, deren Hauptstadt Peshawar ist, blieben Schulen, Universitäten, Büros und Märkte am Mittwoch geschlossen.
Indiens Premierminister Narendra Modi rief die indischen Schulen auf, zwei Schweigeminuten abzuhalten. Nach zahlreichen Staatsführern verurteilte auch Papst Franziskus den Angriff. Selbst die afghanischen Taliban verurteilten den Anschlag.
Todesstrafe vor Wiedereinführung
Pakistans Premierminister Nawaz Sharif kündigte an, ein Moratorium zur Vollstreckung der Todesstrafe in Fällen mit Bezug zum Terrorismus aufzuheben. Pakistan hat die Vollstreckung der Todesstrafe 2008 ausgesetzt, allerdings werden auch weiterhin Straftäter zum Tode verurteilt.
Sharif bekräftigte bei einem Treffen aller grossen Parteien zudem sein Versprechen, das Vorgehen gegen Extremisten zu verschärfen und dem von Gewalt geplagten Land endlich Frieden zu bringen. Die Streitkräfte kündigten an, in den kommenden Tagen werde es Vergeltungsmassnahmen geben. Künftige Verhandlungen mit den pakistanischen Taliban schloss Sharif aus.
Kommentatoren äusserten sich aber skeptisch, dass ein härteres Vorgehen erlauben werde, des Problems Herr zu werden, da auch frühere Bluttaten nicht die erhoffte Wende bewirkt hätten.
Mentalitätswandel gefordert
Der Politikanalyst und Journalist Raza Rumi sagte der Nachrichtenagentur AFP, eine Wende sei nur durch einen grundsätzlichen Mentalitätswandel in der Gesellschaft zu bewirken.
Drei Jahrzehnte der offiziell unterstützten Islamisierung von Staat und Gesellschaft sowie die Aufwertung des Islamismus zur «nationalen Ideologie» hätten dazu geführt, dass Taten, die im Namen des Islam begangen werden, weithin akzeptiert werden, sagte Rumi.
Die pakistanischen Taliban sind mit den afghanischen Taliban verbündet, bilden aber eine selbstständige Gruppierung mit eigenen Zielen. Sie kämpfen gegen die Regierung, für einen muslimischen Gottesstaat und gehen mit Gewalt gegen die schiitische Minderheit im Land vor.
In den nördlichen Regionen des Landes und im benachbarten Afghanistan haben sie ihr Rückzugsgebiet. Die Armee konnte die Extremisten trotz der seit Monaten anhaltenden Offensive und regelmässiger Drohnenangriffe der USA nicht entscheidend schwächen.