Nach zweiwöchigen Luftangriffen hat die pakistanische Armee ihre Bodenoffensive gegen Taliban- und Al-Kaida-Kämpfer im Stammesgebiet Nord-Waziristan begonnen. Zum Auftakt am Montag seien im Grenzgebiet zu Afghanistan 15 Kämpfer getötet worden, teilte die Armee mit.
Drei Soldaten seien bei Gefechten verwundet worden. Der Beginn der Offensive fiel mit dem ersten Tag des muslimischen Fastenmonats Ramadan zusammen, der in Pakistan am Montag begann. Die Armee teilte mit, in Nord-Waziristans Distrikthauptstadt Miranshah hätten Soldaten Häuser durchsucht.
Im zweitgrössten Ort Mir Ali und anderen Gegenden würden Stellungen der Taliban mit Artillerie und Panzern beschossen. Andere Gegenden, in denen Islamisten Zuflucht gesucht hätten, seien umstellt worden.
Die Armee hatte am Sonntag mitgeteilt, die letzten Zivilisten hätten Miranshah und Mir Ali verlassen. Vor der Bodenoffensive war das Militär zwei Wochen lang vor allem mit Luftangriffen gegen Terrorgruppen in Nord-Waziristan vorgegangen.
Die Armee teilte mit, seit Beginn der Operationen am 15. Juni seien 376 Islamisten und 17 Soldaten getötet worden. 19 Kämpfer hätten sich den Sicherheitskräften ergeben. 61 Stellungen der Rebellen seien zerstört worden.
Impfkampagne für Flüchtlinge
Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde sind 470’000 Zivilisten vor der Gewalt aus Nord-Waziristan geflohen. Die Armee teilte mit, Soldaten würden aus dem ganzen Land Hilfsgüter nach Bannu schaffen, wo die meisten Flüchtlinge Zuflucht suchten. Dort würden Kranke in einem Feldlazarett behandelt.
Sorge bereitete die Ausbreitung von Polio. In diesem Jahr wurden nach Angaben der Behörden bereits 88 Fälle von Kinderlähmung in Pakistan registriert, 60 davon in Nord-Waziristan. Alle Kinder und Erwachsenen, die aus Nord-Waziristan geflohen seien, würden geimpft, hiess es.
Die pakistanischen Taliban (TTP) haben Polio-Impfungen untersagt und Impfteams angegriffen. Sie sehen hinter den Vorsorgemassnahmen unter anderem eine westliche Verschwörung, um Fruchtbarkeit bei Muslimen zu reduzieren. Sie befürchten ausserdem, US-Spione könnten unter dem Deckmantel der Impfteams Informationen für Drohnenangriffe sammeln.