Pakistanische Flüchtlinge auf Lesbos treten in Hungerstreik

Aus Protest gegen ihre drohende Abschiebung in die Türkei sind 70 pakistanische Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos in einen Hungerstreik getreten. Die Gruppe, die im Lager Moria eingesperrt ist, verweigert seit Donnerstag die Nahrungsaufnahme.

Mitglieder der Polizei und der Hilfsorganisation Ärzte der Welt tragen einen Pakistaner auf einer Bahre. Rund 70 pakistanische Flüchtlinge im Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos befinden sich im Hungerstreik. (Bild: sda)

Aus Protest gegen ihre drohende Abschiebung in die Türkei sind 70 pakistanische Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos in einen Hungerstreik getreten. Die Gruppe, die im Lager Moria eingesperrt ist, verweigert seit Donnerstag die Nahrungsaufnahme.

Dies erfuhr ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP. Einer der Pakistaner erlitt schon einen Schwächeanfall und wird von den Ärzten ohne Grenzen innerhalb des Lagers betreut. Die Pakistaner in Moria und in einem Lager auf der südlicher gelegenen Insel Samos protestieren seit drei Tagen gegen ihre Internierung und verlangen die Öffnung der Grenzen.

Dem EU-Türkei-Pakt zufolge sollen alle Flüchtlinge, die seit dem 20. März auf den griechischen Inseln angekommen sind, in die Türkei zurückgeschickt werden. In Griechenland können nur Flüchtlinge bleiben, die einen Asylantrag stellen und deren Antrag bewilligt wird.

Pakistaner haben in der Regel keinen Schutzanspruch – und werden nach ihrer Zwangsrückkehr in die Türkei von dort gleich weiter in ihr Heimatland abgeschoben. «Wir wollen nicht in Griechenland bleiben, wir wollen nach Deutschland», sagte einer der Flüchtlinge, Ali, in Samos.

Der Pakt der EU mit der Türkei soll die irreguläre Migration zum Erliegen bringen, weil sich die gefährliche und teure Flucht durch die Ägäis nicht mehr lohnt. Trotzdem sind seit der Einigung auf das Abkommen offiziellen Zahlen zufolge rund 7200 neue Flüchtlinge auf den griechischen Inseln eingetroffen.

Am Montag waren die ersten 202 Flüchtlinge mit Schiffen in die Türkei zurückgebracht worden. Bis zur nächsten Massenabschiebung wird es nach griechischen Angaben mindestens zwei Wochen dauern, weil für die Bearbeitung der Asylanträge entsprechend Zeit benötigt wird.

Wildes Lager vor Athener Parlament verhindert

In Athen hinderte die griechische Polizei Flüchtlinge unterdessen daran, ein wildes Lager direkt vor dem Parlament zu errichten. Wie die Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag aus Polizeikreisen erfuhr, nahmen Sicherheitskräfte am späten Mittwochabend im Zentrum Athens rund 40 Flüchtlinge vorübergehend fest.

Hunderte andere Asylsuchende seien mit der Bahn nach Piräus zurückgeschickt worden. Dort gibt es seit Wochen ein wildes Lager, in dem laut Schätzungen rund 5000 Menschen ausharren. Beamte der griechischen Küstenwache forderten die Flüchtlinge auf, in organisierte Aufnahmecamps im Landesinneren zu gehen.

Die Beamten liessen indirekt verstehen, dass sie Gewalt anwenden könnten, wenn die Schutzsuchenden die Region an der Kaimauer bei Drapetsona von Piräus nicht räumen, hiess es. In wenigen Tagen beginnen in Griechenland die Osterferien der Orthodoxen und die ersten Touristen werden erwartet.

Die Schutzsuchenden, die in Kuppelzelten und Lagerhallen ausharren, wollen nicht weg. Sie glauben, sie hätten nur dann eine Chance, aus Griechenland weiter in andere, reichere EU-Ländern zu kommen, wenn sie zusammenbleiben und die Welt ihr Elend weiter sieht.

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