Taliban-Kämpfer haben im Norden Pakistans das Basislager des Berges Nanga Parbat gestürmt und zehn ausländische Alpinisten getötet. Fünf Ukrainer, drei Chinesen, ein Russe und ein Nepalese starben.
Auch ein pakistanischer Helfer sei im Hochgebirge des Bezirks Diamir in der Region Gilgit-Baltistan getötet worden, teilten die Behörden am Sonntag mit. Es ist der erste Angriff auf ausländische Bergsteiger in der Gegend.
Ein Chinese habe den Angriff überlebt, sagte Innenminister Chaudry Nisar Ali Khan, ohne weitere Details zu nennen. Zu dem Mordanschlag bekannte sich die Dachorganisation der pakistanischen Taliban (TTP).
Rache für US-Drohnenangriff
Taliban-Sprecher Ehsanullah Ehsan erklärte in einer Textnachricht an Journalisten, die TTP-Untergruppierung Jundullah Hafsa habe den Angriff ausgeführt. «Die Touristen wurden von den Taliban getötet.»
Ehsan nannte das Blutbad einen Racheaktion für die Tötung von Wali ur Rehman. Der Vizechef der pakistanischen Taliban war Ende Mai bei einem Drohnenangriff in der Region Nord-Waziristan getötet worden. «Wir haben damit eine Nachricht an die internationale Gemeinschaft gesandt, dass die USA mit den Drohnenangriffen aufhören muss.»
Die schiitenfeindliche Jundullah begründete den Anschlag anders: «Sie (die Ausländer) sind Ungläubige. Sie wollen dem Islam schaden und wir werden sie angreifen, wo immer wir können», sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur dpa. In Gilgit-Baltistan kommt es oft zu Zusammenstössen zwischen sunnitischen Extremisten und der schiitischen Minderheit.
Angreifer in Uniformen
Nach Angaben der Polizei drangen 15 Männer in Uniformen paramilitärischer Einheiten gegen Mitternacht in das Basislager in der Region nahe der Grenze mit China ein und töteten die Bergsteiger.
Nach Angaben von Veranstaltern der Expeditionen waren die Opfer in Zelten untergebracht und warteten auf den Aufstieg auf den mit 8126 Metern neunthöchsten Berg der Welt. Die Leichen wurden in die Hauptstadt Islamabad überführt.
Pakistans Regierungschef Nawaz Sharif verurteilte den Anschlag. «Wir tun alles, um Pakistan sicher für Touristen zu machen», erklärte Sharif. Die neu gewählte Regierung bezeichnet die US-Drohnenangriffe als «kontraproduktiv» und fordert deren Ende.
«Nackter Berg»
Die Region Gilgit-Baltistan ist beliebt bei ausländischen Bergsteigern. Wie der pakistanische Alpinclub mitteilte, wurde Gilgit-Baltistan im Vorjahr von 90 Expeditionen besucht. Etwa 90 Prozent der Bergsteiger seien Europäer.
Der Nanga Parbat gilt als einer der gefährlichsten Berge im Himalaya. Der erste, der den «nackten Berg» bezwang – so nennen ihn die Einheimischen wegen der fast eisfreien Krone – war der Österreicher Hermann Buhl (1924-1957) am 3. Juli 1953. Vor seinem Alleinaufstieg hatten dort zahlreiche Bergsteiger ihr Leben verloren.