US-Verteidigungsminister Leon Panetta schliesst nicht aus, dass der mutmassliche Amoklauf eines US-Soldaten in Afghanistan mit der Todesstrafe geahndet werden könnte. Der Verdächtige werde sich nach dem Militärrecht vor der Justiz verantworten müssen.
Bei einem Schuldspruch müsse er somit auch mit einem Todesurteil rechnen. „Nach meinem Verständnis könnte das unter diesen Umständen infrage kommen“, sagte Panetta am Montag auf dem Flug nach Kirgistan.
Er machte zugleich deutlich, dass die Tötungen die Afghanistan-Pläne der US-Regierung nicht durchkreuzen würden. „Wir können nicht zulassen, dass diese Ereignisse unsere Strategie oder die Mission untergraben, die wir haben“, sagte er an Bord eines US-Militärflugzeugs auf einem Flug nach Kirgisistan.
Einzeltäter
Der US-Soldat hatte am Sonntag bei einem Amoklauf in der südafghanischen Provinz Kandahar 16 Dorfbewohner, in der Mehrzahl Frauen und Kinder, in ihren Häusern getötet.
Augenzeugen hatten zunächst von mehreren Angreifern berichtet. Dagegen sprachen Vertreter der US-Botschaft und der NATO von einem Einzeltäter, bei dem es sich um einen verheirateten Vater von drei Kindern handeln soll.
Nach Angaben von Pentagon-Sprecher George Little war der Unteroffizier erstmals in Afghanistan stationiert, davor war er drei Mal im Irak im Einsatz. Nach den Worten eines US-Regierungsvertreters litt der Soldat unter einer Hirnverletzung, die er sich bei einem Einsatz im Irak 2010 zugezogen habe. Ein Fahrzeug sei damals über den Soldaten gerollt.
Obamas Bedauern
Panetta beschrieb die Tötungen als isolierten Exzess eines Einzeltäters. Über dessen Motive herrsche weiter Unklarheit. „Das sind schreckliche Ereignisse“, sagte der Minister. Doch in Kriegen werde es immer wieder zu derartigen Fällen kommen.
Auch US-Präsident Barack Obama betonte in einem TV-Interview: „Es sieht so aus, als ob es sich um einen einzelnen Amokschützen handelt, der auf eigene Faust handelte.“ Obama bezeichnete den Amoklauf des US-Soldaten als „absolut tragisch und herzzerreissend“.