Wer häufig mit einer Debitkarte wie etwa Maestro-Karten zahlt, ist am Donnerstag möglicherweise über seinen Kontostand erschrocken. Die Transaktionen mit solchen Karten am vergangenen Dienstag (21. Januar) sind doppelt verbucht worden.
Der Finanzinfrastrukturanbieter SIX bestätigte am Donnerstag entsprechende Informationen der Nachrichtenagentur sda. Grund für den Lapsus seien technische Probleme: Beim Abwickeln (Clearing) der Transaktionen von Schweizer und Liechtensteiner Debitkarten kam es laut den Angaben zu Verarbeitungsfehlern. Details wurden nicht genannt.
Das Problem betrifft sowohl Bezüge an Geldautomaten und Zahlterminals als auch Einzahlungen. Die SIX sei in enger Zusammenarbeit mit den Banken daran, das Problem zu beheben und die Doppelbelastungen rückzuvergüten, erläuterte Unternehmenssprecher Alain Bichsel. Umgekehrt werden auch allfällige Doppelgutschriften rückgängig gemacht.
Transaktionen vor und nach dem 21. Januar 2014 seien nicht tangiert, hiess es weiter. Zur Zahl der betroffenen Karteninhaber oder zum Transaktionsvolumen äusserte sich das Unternehmen zunächst nicht.
Verunsicherte Kunden
Nach Angaben aus Bankkreisen liefen vielerorts wegen der Meldung die Drähte in den Callcentern heiss. Ebenso kontrollierten viele Bankkunden ihre Kontostände, was die entsprechenden Internetplattformen belastete und teils zu Verzögerungen führte.
Entgegen ersten Befürchtungen wurden keine Probleme mit Kreditkarten oder Bankkarten bekannt. Der Kreditkarten-Herausgeber Swisscard hielt auf Anfrage fest, dass kein einziger seiner Kunden betroffen sei. Swisscard hat über eine Millionen Kreditkarten der Marken American Express, MasterCard und Visa im Umlauf. Er vertreibt unter anderen die Kreditkarten von Credit Suisse, SWISS und Coop.
Auch die Postfinance meldete keine Probleme. Ihre als «Postcard» bekannt gewordene Karte wird über ein System abgewickelt, das unabhängig vom Maestro-System der Banken ist.
Schaltstelle der Finanzplatzinfrastruktur
Die SIX will aktiv informieren, sobald neue relevante Erkenntnisse zu ihrer ärgerlichen Panne vorliegen. Die Gruppe ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Schweizer Finanzindustrie und vor allem wegen der von ihr betriebenen Schweizer Börse bekannt. Neben dem Börsenhandel bietet die Gruppe auch die Verwahrung von Wertschriften und Finanzinformationen an.
Im Geschäftsbereich Payment Services sind die Dienstleistungen für den bargeldlosen Zahlungsverkehr gebündelt. Die SIX betreibt auch Plattformen für die Abwicklung von Interbank-Zahlungen sowie für elektronische Lastschriften- und Rechnungsverfahren. Das milliardenschwere Interbank-Clearing für Franken-Zahlungen in Echtzeit zwischen den Finanzinstituten war nicht betroffen.
Im Jahr 2013 verbuchte SIX Payment Services 1,195 Mrd. Transaktionen mit Kredit- und Debitkarten. Angaben zu den Debitkarten alleine waren vorerst nicht erhältlich. Am Spitzentag 23. Dezember wurden 5,3 Millionen Transaktionen mit Kredit- und Debitkarten im Gesamtvolumen von 525 Mio. Fr. abgewickelt. Im Gesamtjahr betrug das transferierte Volumen rund 123 Mrd. Franken.
Für das laufende Jahr rechnet SIX mit weiterem Wachstum, werden doch bargeldlose Zahlungen insbesondere wegen des immer beliebteren Online-Handels häufiger.