«Paper or Plastic?»

Als ich in den USA ankam, lautete die Frage an der Supermarkt-Kasse jeweils: Papier oder Plastik? Inzwischen sind die Plastiksäcke längst verboten. Bei der Rückkehr in die Schweiz stelle ich fest: Hier sind sie gerade mal in die Diskussion gekommen. Dass man in San Francisco das Gemüse nicht selber in der Auslage im Supermarkt abwägt, […]

Ein Pelikan mit Plastiksack-«Cape» an der Küste von Big Sur, Kalifornien, Juli 2007

Als ich in den USA ankam, lautete die Frage an der Supermarkt-Kasse jeweils: Papier oder Plastik? Inzwischen sind die Plastiksäcke längst verboten. Bei der Rückkehr in die Schweiz stelle ich fest: Hier sind sie gerade mal in die Diskussion gekommen.

Dass man in San Francisco das Gemüse nicht selber in der Auslage im Supermarkt abwägt, sondern das der Kassier am Fliessband vor dem Bezahlen übernimmt, ist nur eine der Annhemlichkeiten der dortigen Einkaufspaläste. Die dritte (die zweite sind Öffnungszeiten von 24 Stunden, dank derer ich meine Haushaltbesorgungen jeweils im menschenleeren Safeway um drei Uhr morgens erledigte) ist der Mitarbeiter hinter der Kasse, der die Ware unmittelbar nach dem Scannen durch den Kassier einpackt. Nachdem ich bezahlt habe, stehen meine Tüten schon bereit (und werden gerne auch noch zu meinem Auto getragen – und es gibt sogar internationale Meisterschaften für «bagger»).

Zu Beginn meiner Zeit in der Bay Area, die in Umweltfragen dem Rest des Landes immer gefühlte fünfzehn Schritte voraus ist, lautete dessen Frage beim Eintreffen an der Kasse jeweils «Paper or Plastic?» – Willst Du Papiertüten oder Plastiksäcke? Wer sich für erstere entschied, hatte immer einen Vorrat an recht steifen, braunen Recycling-Papiertaschen zu Hause, die sich langsam aber sicher stapelten.

Und wer Plastik verlangte, kriegte hauchdünne, labrige Tragsäcke, die in den Abfall geworfen werden sollten, aber an windigen Tagen zu Hauf in den Strassen die akrobatischsten Flugeinlagen vorführten und aus der Mülldeponie weg ins Meer und die ganze wilde Landschaft geblasen wurden.

Heute sind die Plastiksäcke deswegen verboten. Ich hatte, nachdem ich obigen Pelikan mit Plastik-Cape gesehen und fotorafiert hatte, bereits freiwillig auf die Säcke verzichtet und die Papiertaschenstapel in Kauf genommen. Die dienten übrigens einem anderen guten Zweck: In San Francisco werden rezyklierbare Abfälle in den Mietshäusern in eigenen Containern ungetrennt gesammelt: Glas, Pet, Plastik, Papier, Blech, Alu – alles in einen Behälter, getrennt wird nachher im Sortierzentrum. Die Papiersäcke dienten ab sofort als Sammelstelle in meiner Wohnung.

Bei einem Schweiz-Aufenthalt stellte ich irgendwann nach dem Verbot in San Francisco fest, dass jetzt an den Supermarktkassen diese hauchdünnen, winzigen, in keinster Weise reissfesten Plastiksäcklein aus einem Dispenser zur Verfügung gestellt wurden.

Und machte eine erstaunliche Erfahrung: Den doppelten Rittberger meiner Umwelterziehung. Hatte ich in San Francisco mit der Zeit meine antrainierte, schon fast physische Abneigung gegen die Benutzung des Autos in Stadtgebieten abgelegt, gezwungenermassen den Tumbler im Wäschesalon benutzt und hemmungslos prallgefüllte, kostenlose Abfallsäcke in den Container geschmissen, so lehnte sich plötzlich alles in mir gegen die unnützen, klebrigen und flugtauglichen Weisssäcklein auf, in die ich an der Coop-Kasse meine Einkäufe stopfen sollte (einen normalen Einkauf in ein Dutzend von ihnen).

Und das hat nicht damit zu tun, dass ich sie selber in die Säcke stopfen soll. Also kaufe ich hier die Papiertaschen, auch wenn ich sie danach noch nicht einmal ins Altpapier legen darf.

Jedenfalls bin ich sofort für ein Verbot der Plastiksäcke. Es reicht, dass wir hierzulande schon Kaffee in Pappbechern mit Klarsicht-Plastikkuppeln kaufen können. Die hoffentlich in San Francisco bald verboten werden.

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