Papst beklagt das Böse in der Welt und verspricht spirituelle Nähe

Der scheidende Papst Benedikt XVI. hat sich am Samstag von seinen Kardinälen verabschiedet und versprochen, ihnen weiterhin spirituell nah zu sein.

Für Papst Benedikt XVI. heisst es, Abschied nehmen (Archiv) (Bild: sda)

Der scheidende Papst Benedikt XVI. hat sich am Samstag von seinen Kardinälen verabschiedet und versprochen, ihnen weiterhin spirituell nah zu sein.

Papst Benedikt XVI. hat von seinen Kardinälen verabschiedet. Er dankte «für diese acht Jahre, in denen Ihr mit grossem Sachverstand, Zuneigung, Liebe und Glauben gemeinsam mit mir die schwere Bürde des Amtes des Heiligen Petrus getragen habt».

Er warnte zugleich, die Schöpfung Gottes stosse sich «andauernd am Bösen in dieser Welt, am Leiden und der Korruption». «Es scheint, als wolle das Böse ständig die Schöpfung Gottes beflecken, um Gott zu widersprechen und seine Wahrheit und Schönheit unerkennbar zu machen», sagte Benedikt in einem Grusswort zum Ende der Fastenexerzitien.

Danach empfing der Papst Italiens Staatschef Giorgio Napolitano. Der ebenfalls scheidende Staatspräsident verabschiedete sich in einer Privataudienz im Vatikan von Benedikt, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Der Papst hatte Anfang Februar überraschend seinen Rücktritt angekündigt und will sein Amt am Donnerstag niederlegen. Er begründete dies damit, dass er sich dem Amt aus Alters- und Gesundheitsgründen nicht mehr gewachsen fühle.

Sprecher: Keine Verschwörung

Papstsprecher Federico Lombardi wandte sich am Samstag gegen Gerüchte, der Papst sei aufgrund einer Verschwörung im Vatikan zurückgetreten. In einem Beitrag für Radio Vatikan beklagte er Diffamierung und Falschinformationen, deren Ziel es sei, Druck auf die Kardinäle bei der Wahl eines neuen Papstes im Konklave auszuüben. «Es fehlt nicht an Personen, die sich den Moment der Überraschung und Desorientierung schwacher Geister zunutze machen wollen, um Verwirrung zu säen und die Kirche und ihre Leitung in Misskredit zu bringen», schrieb Lombardi.

Der Vatikansprecher erklärte, es würden «alte Machenschaften wie üble Nachrede, Desinformation und manchmal sogar Verleumdung» eingesetzt. «Da wird unakzeptabler Druck ausgeübt, um das Wahlrecht des einen oder anderen Mitglieds des Kardinalskollegiums zu konditionieren, der aus dem einen oder anderen Grund in Ungnade gefallen ist.»

In den meisten Fällen aber hätten diejenigen, die diese moralischen Urteile abgäben, «nicht die geringste Autorität dazu»: «Wer vor allem Geld, Sex und Macht im Kopf hat und die Welt an diesem Mass misst, der ist dann auch nicht imstande, in der Kirche anderes wahrzunehmen.»

Theorien über Sexaffären im Vatikan

Die italienische Zeitung «La Repubblica» hatte am Donnerstag berichtet, Benedikts Rücktritt könne mit einem geheimen Schwulennetzwerk im Vatikan zu tun haben. Demnach sollen Kardinäle wegen ihrer sexuellen Orientierung durch Laien erpressbar gewesen sein. Die Zeitung bezog sich auf einen 300-seitigen Geheimbericht zur sogenannten Vatileaks-Affäre, den drei Kardinäle am 17. Dezember dem Papst vorgelegt hatten.

Laut «La Repubblica» sollen bestimmte Prälaten «Einfluss von aussen» durch Laien ausgesetzt gewesen sein, zu denen sie Beziehungen «weltlicher Natur» unterhalten hätten. Den Presseberichten zufolge soll es auf Basis homosexueller Beziehungen Begünstigungen bestimmter kirchlicher Würdenträger gegeben haben.

In der Vatileaks-Affäre waren geheime Dokumente des Papstes kopiert und aus dem Vatikan geschmuggelt worden. Der Kammerdiener des Kirchenoberhauptes, Paolo Gabriele, wurde deswegen im Oktober zu 18 Monaten Haft verurteilt und später von Benedikt XVI. begnadigt.

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