Papst Benedikt XVI. hat ein Gefängnis in Rom besucht und eine grössere Würde für die Gefangenen gefordert. Das Oberhaupt der katholischen Kirche verbrachte am Sonntag eineinhalb Stunden in der Haftanstalt Rebibbia und beantwortete Fragen der Gefangenen.
Die Insassen der Haftanstalt berichteten dem Papst von ihrer Verzweiflung in den überfüllten Zellen, der schweren Trennung von ihren Familien und ihrer Reue. Im Anschluss segnete Benedikt XVI. einen Weihnachtsbaum vor der Kirche.
Der Papst kritisierte die Überbelegung der italienischen Haftanstalten und forderte die Regierung auf, das System zu reformieren. Er hoffe, sein Besuch werde die Häftlinge ermutigen und Aufmerksamkeit auf ihr Schicksal lenken.
Erst am Freitag hatte Italiens Regierungschef Mario Monti ein Dekret zur Entlastung der italienischen Strafanstalten verabschiedet, das verstärkt alternative Massnahmen zum Gefängnis vorsieht. Die Zustände in italienischen Gefängnissen stehen seit Jahren in der Kritik, vor allem chronische Überfüllung ist ein grosses Problem.
Mit seinen Gefängnisbesuchen knüpft Papst Benedikt XVI. an eine Tradition seiner Vorgänger an. Als historisch gilt die Begegnung von Papst Johannes Paul II. mit seinem eigenen Attentäter Ali Agca am 27. Dezember 1983 in Rebibbia.
Benedikt XVI. war 2007 schon einmal in einem römischen Gefängnis zu Besuch, und zwar in der Jugendhaftanstalt „Casal del Marmo“, in der viele junge Rumänen wegen Diebstahl-Delikten einsitzen. Dort feierte er eine Messe und rief zur Umkehr auf.