Knapp sechs Wochen nach dem schweren Erdbeben in Mittelitalien hat Papst Franziskus überraschend den zerstörten Ort Amatrice besucht. Er traf am Dienstagvormittag zu dem Besuch in dem Bergdorf in der Region Latium ein und sprach mit Überlebenden und Helfern.
Amatrice war von dem schweren Erdbeben am 24. August schwer verwüstet worden. Der Papst begab sich als Erstes in die provisorisch eingerichtete Schule des Dorfes. Das gerade erst renovierte Schulgebäude war in dem Erdbeben zerstört worden.
Vatikan-Sprecher Greg Burke veröffentlichte im Kurzbotschaftendienst Twitter Fotos, auf denen der Papst mit Bewohnern des Ortes zu sehen war. Er grüsste Jugendliche und schüttelte einem sichtlich bewegten Mann die Hände. Laut dem Sprecher handelte es sich um einen Mann, der bei dem Erdbeben seine Frau und seine beiden Kinder verloren hatte. Der Papst sprach auch mit Feuerwehrleuten und mit Mitarbeitern des Zivilschutzes.
Anschliessend begab er sich in die gesperrte «Rote Zone» des Ortes, die wegen der Einsturzgefahr der zerstörten Häuser abgesperrt ist. Auf einem Foto war zu sehen, wie der Papst alleine vor einem Trümmerhaufen stand und betete. Begleitet wurde das Oberhaupt der katholischen Kirche vom Bischof von Rieti, Domenico Pompili.
«Nahe bei den Menschen sein»
Der Papst hatte bereits kurz nach dem Beben einen Besuch in der Unglücksregion angekündigt, jedoch kein Datum genannt. Am Sonntag sagte er auf dem Rückflug von einem Besuch in Aserbaidschan, er wolle die Erdbebenregion «privat, allein, als Priester, als Bischof, als Papst, aber allein» besuchen, um «nahe bei den Menschen» zu sein.
In Amatrice sagte Franziskus, er sei nicht früher in den Ort gekommen, «um keine Probleme zu machen, angesichts der Lage, in der ihr euch befandet». «Ich wollte nicht stören.»
Bei dem verheerenden Beben vom 24. August waren knapp 300 Menschen ums Leben gekommen, davon allein mehr als 230 in Amatrice. In dem Dorf hatten sich auch viele Römer aufgehalten, die während der heissen Sommermonate dort ihre Ferien verbrachten.
Nach Behördenangaben der vergangenen Woche sind noch immer 1800 Menschen in Notunterkünften untergebracht, entweder in Zelten oder in Hotels in der Umgebung. Die Regierung schätzt den Sachschaden auf insgesamt vier Milliarden Euro.