Papst Franziskus hat die junge Generation in einem eindringlichen Appell aufgefordert, für eine bessere Welt zu kämpfen. «Mischt Euch ein! Ihr seid die Erbauer einer besseren Welt», rief der Pontifex am Samstagabend den Weltjugendtags-Teilnehmern an der Copacabana zu.
An der traditionellen Nachtwache (Vigil) des Treffens in Rio de Janeiro nahmen am Vorabend der Abschlussmesse nach Schätzungen der Stadtverwaltung bis zu drei Millionen Menschen teil.
«Seid Protagonisten, spielt nach vorne, geht nach vorne, baut eine Welt der Gerechtigkeit, der Liebe, der Brüderlichkeit, der Solidarität», sagte Franziskus, der die Jugendlichen während seiner Ansprache mehrfach spontan aufforderte, ihm direkt zu antworten und seine Worte zu wiederholen. Entscheidend seien «Gebet, Sakramente und Hilfe für den Nächsten», sagte der 76-jährige Argentinier, und die jungen Menschen wiederholten bewegt seine Worte.
«Keine Teilzeit-Christen»
Er sei sich sicher, dass sie «keine Teilzeit-Christen, keine Spiesser, nicht nur Fassade, sondern authentische Christen» sein wollten. Sie sollten weiter die Apathie überwinden und eine christliche Antwort auf die sozialen und politischen Unruhen geben, die es in verschiedenen Teilen der Welt gebe.
Der Weltjugendtag geht am Sonntag mit der feierlichen Abschlussmesse an der Copacabana zu Ende, die Papst Franziskus zelebrieren wird. Auch dazu erwartet Rios Bürgermeister Eduardo Paes bis zu drei Millionen Menschen.
Zum grössten Katholiken-Treffen kamen Jugendliche aus 175 Länder an den Zuckerhut. Viele der Pilger verbrachten die Nacht zum Sonntag betend und singend am Strand. Wegen des Dauerregens der vergangenen Tage war die Abschlussmesse von Guaratiba – etwa 70 Kilometer westlich von Rio – an die Copacabana verlegt worden. Zahlreiche Strassen in Rio wurden gesperrt, um den Jugendlichen einen kilometerlangen Pilgerweg zur Hauptveranstaltungsbühne zu ermöglichen.
Rouseff, Kirchner und Morales
Zum Abschluss-Gottesdienst werden neben Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff auch Argentiniens Staatschefin Cristina Fernández de Kirchner und Boliviens Staatschef Evo Morales erwartet. Franziskus will am Sonntag auch den Veranstaltungsort für den nächsten Weltjugendtag bekanntgeben.
Das Kirchenoberhaupt war bei seiner Ankunft an der Copacabana am Samstag erneut frenetisch empfangen worden. Erneut landete er mit dem Helikopter am Militärstützpunkt am Copacabana-Fort und fuhr dann im offenen Geländewagen durch einen abgesperrten Korridor über die Strandpromenade. Er liess das Fahrzeug mehrfach anhalten, um Kinder zu küssen und zu segnen und die Menschen am Strassenrand persönlich zu begrüssen.
Appell an Kleriker
In seiner Predigt in der Kathedrale von Rio hatte er am Samstag an Bischöfe, Priester, Ordensleute und Seminaristen appelliert, «fast obsessiv» Diener der Gemeinschaft und einer Kultur der Begegnung zu sein und sich damit gegen Aussonderung zu stemmen.
Alle sollten missionarische Jünger Jesu sein: «Wir können nicht eingeschlossen bleiben in der Pfarrei, in unseren Gemeinschaften, wenn so viele Menschen auf das Evangelium warten.»
Das Kirchenoberhaupt war am vergangenen Montag auf seiner ersten Auslandsreise in Brasilien angekommen. Nach der Abschlussmesse fliegt der Papst am Sonntagabend (Ortszeit) von Rio zurück nach Rom, wo er am Montag gegen Mittag erwartet wird.