Papst Franziskus hat Kubas Staatschef Raúl Castro zu einer Privataudienz im Vatikan empfangen. Das Treffen dauerte nach Vatikan-Angaben vom Sonntag etwa eine Stunde.
Nach dem privaten Gespräch in seinem Arbeitszimmer verabschiedete Franziskus den kubanischen Staatschef mit einem Händedruck. «Ich habe dem Papst für seinen Beitrag zur Annäherung zwischen Kuba und den USA gedankt», sagte Castro der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zufolge.
Castro gab sich zudem als grosser Fan von Papst Franziskus zu erkennen. «Ich habe alle Reden des Papstes gelesen», sagte der 83-Jährige nach der Privataudienz.
«Kein Witz, wenn der Papst weiter so redet, dann fange ich früher oder später wieder an, zu beten und trete wieder der katholischen Kirche bei.» Wenn der Papst im September nach Kuba komme, werde er mit grosser Freude zu jeder seiner Messen gehen, versprach der ehemalige Jesuiten-Schüler Castro.
Erzbischof Georg Gänswein hatte Castro am Sonntagvormittag im Vatikan begrüsst. Nach den Treffen im Vatikan standen Gespräche zwischen Castro und dem italienischen Regierungschef Matteo Renzi auf dem Programm.
Papst als Brückenbauer
Papst Franziskus hatte bei der historischen Annäherung zwischen den USA und Kuba im vergangenen Jahr als Vermittler eine entscheidende Rolle gespielt. Der Pontifex schrieb nach Vatikan-Angaben Briefe an beide Staatschefs und empfing Delegationen der Länder, um einen konstruktiven Dialog zu ermöglichen.
Kuba und die USA verkündeten im Dezember überraschend einen diplomatischen Neustart nach mehr als 50 Jahren Eiszeit. Der Deal wurde unter anderem durch einen Gefangenenaustausch nach 18 Monaten Geheimverhandlungen möglich. In der Zeit soll auch der Papst zwischen beiden Seiten vermittelt haben. US-Präsident Barack Obama und sein kubanischer Amtskollege Raúl Castro bedankten sich ausdrücklich beim Papst für seine Rolle bei den Gesprächen.
Besuch im Herbst
Im September will Franziskus vor seiner USA-Reise Kuba besuchen. Das Land sei stolz auf den lateinamerikanischen Papst, sagte Aussenminister Bruno Rodríguez, nachdem der Vatikan Ende April die Reise bekanntgab. Franziskus wird nach Johannes Paul II. 1998 und Benedikt XVI. 2012 das dritte katholische Oberhaupt sein, das den Karibikstaat besucht.
Auch die Katholische Kirche Kubas begrüsste die Ankündigung. Sie hob hervor, dass Franziskus eine wichtige Rolle bei der jüngst eingeleiteten Annäherung zwischen Kuba und den USA spielte. «Wir sind ihm sehr dankbar dafür», sagte ein Sprecher des Erzbistums in Havanna.
Der 83 Jahre alte Castro war nach Angaben von Radio Vatikan erst der zweite kommunistische Präsident des Landes, der den Kirchenstaat besuchte. Zuletzt hatte 1996 sein damals regierender Bruder Fidel Castro Papst Johannes Paul II. im Vatikan getroffen.